Zwischen Fachwerk und Kopfsteinpflaster ist Bad Neustadt am Wochenende in die Zeit der Ritter und Burgherren zurückgekehrt. Zum dritten Mal fand dort der Mittelaltermarkt statt – mit Gauklern, Handwerkern und Händlern, die das Leben vergangener Jahrhunderte wieder aufleben ließen. Ein Fest für alle Sinne – mit Feuer, Musik und vielen kleinen Momenten, die die Besucher auf eine Reise in die Vergangenheit mitnehmen.
Zwischen den ehrwürdigen Fachwerkhäusern am Marktplatz von Bad Neustadt hat sich das Tor in die Vergangenheit geöffnet. Zwei Tage lang erklingt Gesang und Lautenspiel, schmucke Gewänder wehen durch die Gassen, und an Feuer und Ofen entstehen gar deliziöse Speisen. Ein Wochenende, an dem das Leben auf Burgen und unter Rittern erneut erwacht.
Veranstalter Marco Boche erklärt, was ihn an der Welt der Ritter und Burgfräulein so begeistert:
„Faszination Mittelalter hat für mich am Anfang Ruhe und Entschleunigung gehabt, gerade als ich’s noch hobbymäßig betrieben habe. Das Runterkommen, abends mit der Familie am Lagerfeuer sitzen. Und mittlerweile macht’s mir als Veranstalter so viel Spaß, die Kinder zu sehen, die Zeit und Sorgen vergessen – und Kinderaugen, die glänzen, wenn sie dann den Wikinger oder Ritter sehen.“
Und in der Tat wird das Mittelalter greifbar: In der Schmiede schlagen Funken aus dem glühenden Eisen, in den Schwielen geschickter Hände entstehen Waffen, Werkzeuge oder Schmuckstücke.
Schmied Christian Kunert zeigt, wie aufwendig die Handwerkskunst damals war:
„Wir machen das so, dass der Besucher sich auch vorstellen kann, was für ein Aufwand das Ganze war. Wir versuchen das so herüberzubringen, dass man von Anfang bis Ende dabei sein kann – und dass man, wenn man mag, das Teil auch mitnehmen darf.“
So schlendern die Gäste zwischen flackernden Feuerschalen und dem Klang des Ambosses, lauschen dem Rhythmus der Schmiedehämmer und bewundern echte Pelze, kunstvolle Holzarbeiten und fein gewebte Stoffe, die zum Kauf dargeboten werden.
In der Taverne fließt der Met bereits reichlich – süß und wohltemperiert. Doch nicht jeder Met ist ein Trank zum Preise wert, wie eine Standbesitzerin erklärt:
„Hauptsache nicht geschwefelt. Es gibt viele Metsorten im Supermarkt – um die Hefegärung frühzeitig zu stoppen, geben die Sulfide hinzu. Das gibt Kopf am nächsten Tag.“
Wer über den Markt schlendert, spürt sie sofort – die Magie einer anderen Zeit. Mit leuchtenden Augen tauchen die Besucher in die Welt der Ritter, Gaukler und Prinzessinnen ein. Doch wer hier zum echten Helden werden will, muss Mut beweisen – schwere Aufgaben warten auf die tapferen Anwärter.
Karun der Märchenerzähler berichtet:
„Man musste mit einem Schwert einem Drachen den Kopf abschlagen, man musste riesige Steine in einen Brunnen werfen und man musste mit einer Lanze gegen Ritter Roland kämpfen. Ritter Roland? Ah, ist schon ins Bett gegangen.“
Kühn und unerschrocken schlagen sich die Nachwuchsritter durch – und reiten, siegreich, durch das Marktgetümmel.
Am Abend gipfelt das Schauspiel in einer feurigen Inszenierung, die Schatten und Flammen in Einklang bringt – ein glanzvoller Abschluss des mittelalterlichen Wochenendes.
Doch bei aller Romantik blickt Veranstalter Marco Boche auch mit Sorge auf die Zukunft vieler Märkte:
„Momentan ist die Zukunft für viele Märkte ganz, ganz schwierig. Ganz große Märkte, die es seit 30 Jahren gibt, müssen zumachen, kleinere Märkte kommen gar nicht erst hoch. Deswegen bin ich froh und glücklich, dass es hier in der Stadt so gut läuft – und die Stadt sowie die Bevölkerung dahinterstehen. Vor allem auch die Läden im Umfeld, mit denen wir zusammenarbeiten, damit jeder was davon hat. Ich hoffe, dass es in Zukunft weitergehen wird.“
So endet dieser Ausflug ins Reich der Vergangenheit – doch die Erinnerung daran bleibt. Solange hier noch Schwerter geschmiedet und Kinderaugen glänzen, wird das Mittelalter in Bad Neustadt weiterleben.
Für dieses Wochenende aber gilt: Die Zeit hat stillgestanden – und die Geschichte war zum Greifen nah.