Zweimal im Jahr steht bei uns in Unterfranken alles im Zeichen der Warnung: Beim bundesweiten und beim bayernweiten Warntag werden Sirenen, Apps und Cell Broadcast getestet – also genau die Systeme, die im Ernstfall Millionen Menschen gleichzeitig erreichen sollen. Doch ein wichtiger Baustein bleibt dabei meist außen vor: die mobile Warnung direkt vor Ort, durch Einsatzkräfte mit Lautsprechern und Warnfahrzeugen. Wie gut dieses System funktioniert, haben Stadt und Landkreis Würzburg an diesem Wochenende überprüft.
Feuerwehrfahrzeuge rollen im Schritttempo durch Würzburg und fahren Straßenzug für Straßenzug ab. Auf den Dächern auffällige, kugelförmige Lautsprecher. Was auf den ersten Blick vielleicht wirkt wie eine Suchaktion, ist eine großangelegte Warnübung von Stadt und Landkreis Würzburg. Hier sollen die mobilen akustischen Signale, die dank ihrer 360-Grad-Bauweise rundum hörbar sind und im Ernstfall ganze Straßenzüge erreichen, getestet werden.
„Also Stadt und Landkreis Würzburg haben ein gemeinsames Konzept entwickelt und dort mit dem Schwerpunkt mobile Warnungen über Durchsagen. Das sind Karten, Materialien und Einsatzpläne, die über die Kreisgrenzen hinübergehen. So eine Kreisgrenze haben wir hier oben am Hubland zwischen Gerbrunn und Frauenland. Und deswegen haben wir die Location hier ausgewählt, um dann das Konzept praktisch zu erproben. Wir haben heute fast alle Wareneinheiten, die wir haben, zusammengezogen, sodass alle diese Übung heute mitmachen“, so Thorsten Ante, stellvertretender Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Würzburg.
Gerade hier lässt sich besonders gut nachvollziehen, wie die unterschiedlichen Einheiten im Ernstfall zusammenarbeiten. Während ein fiktives Brandereignis angenommen wird, orientieren sich die Einsatzkräfte an klar definierten Abschnitten, stimmen sich ab und reagieren auf die Entscheidungen der verschiedenen Einsatzleitungen. Vieles davon läuft im Hintergrund – über Funk, Führungsstrukturen und etablierte Abläufe. Für Bürgerinnen und Bürger bleibt das meist unsichtbar, für eine gelingende Übung ist es jedoch unerlässlich.
Das Ziel ist dabei nicht nur, die Warntechnik selbst auf den Prüfstand zu stellen. Auch die Bevölkerung soll für Selbstschutz und Notfallvorsorge sensibilisiert werden. Da die Nutzung solcher Warnlagen selten ist, sind solche Übungen besonders wichtig – sie sorgen dafür, dass sowohl die Bevölkerung als auch die Einsatzkräfte im Ernstfall besser vorbereitet sind.
„Daneben haben wir diesen sogenannten Warnmittel-Mix. Zu dem gehört das Handy ganz klassisch über die Warnapps, die Cell-Broadcast-Alarmierung. Dazu gehören aber auch die Info-Stelen in der Stadt Würzburg. Dazu gehört das Ansteuern von Rundfunk und Fernsehen. Aber dann auch in einer anderen Konsequenz die Sirenenalarmierung. Das ist heute alles nicht Inhalt der Übung“, so Ante.
Diesmal jedoch konzentriert man sich bewusst auf die mobilen Einheiten vor Ort – ein System, das in den vergangenen Jahren immer wieder getestet wurde.
„Da haben wir immer so kleine Rädchen gefunden, die wir jetzt halt zusammenbringen müssen und einfach durch die Zahl, dass wir hier jetzt gerade 14 freiwillige Feuerwehren vor Ort haben und natürlich ein bisschen mehr, ich will es jetzt Reibereien nennen gibt. Aber das ist alles im erträglichen Maß. Und das Übungsziel, kann man jetzt schon sagen, wird erreicht. Und die Warnung wird auch umgesetzt. Die Einsatzmittel, die wir für den Einsatzfall vorhalten, funktionieren. Die Einheiten sind da dran ausgebildet und da geht es jetzt wirklich so ein bisschen um Feintuning. Und um das zu optimieren, weil wir natürlich alle Feuerwehren immer das Problem haben der Verfügbarkeit von Einsatzkräften. Nicht jeder Einsatz ist am Samstagnachmittag, wo man viele Kräfte bekommt. Es kann ja auch Montagfrüh um acht sein, da ist es ein bisschen dünner und da muss das natürlich dann funktionieren. Und dafür machen wir die Übung“, erklärt Ante.
Am Ende ziehen die Verantwortlichen ein durchweg positives Fazit: Die Abläufe greifen ineinander, die Zusammenarbeit funktioniert – nun geht es vor allem um den Feinschliff. Und auch wenn es diesmal „nur“ eine Übung war: Warnungen sollten immer ernst genommen werden.
„Wenn in welcher Form auch immer Warnungen ausgesprochen werden und man erreicht die oder man bekommt die dann übers Handy, über Cell Broadcast, über Radio oder eben über Sirene, weil die Sirenensignale sind oder eben wie jetzt über die Warndurchsage. Dann muss man sich halt weiter informieren. Das heißt im einfachsten Fall Radio anmachen, weil da wird wahrscheinlich am schnellsten die Information weitergetragen werden. Aber dann eben nicht nur an sich denken, sondern eben auch an die Nachbarschaft denken: hat man da noch jemanden, der vielleicht nicht so technikaffin ist, der kein Radio hört, der der deutschen Sprache nicht mächtig ist? Weil wir können hier auch nicht in X Sprachen die Warnung ausstoßen. Und das man dort sich gegenseitig unterstützt. Das ist halt in so einer Situation wichtig und erforderlich“, schließt Ante ab.
Denn im Ernstfall zählt jede helfende Hand – genauso wie bei der Warnübung von Stadt und Landkreis Würzburg.