So, 27.11.2022 , 17:45 Uhr

Nachhaltig und erfolgreich – welche Klimaschutz-Potentiale schlummern in der Wirtschaft?

Die Stadt Würzburg hat sich mit dem Integrierten Klimaschutzkonzept ein Ziel gesetzt: Bis 2040 will die Stadt klimaneutral sein. Ein großes Potential für klimafreundliche Innovationen, Energieeffizienz, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit bietet die Wirtschaft. Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und Industrie verursachen rund 40 Prozent der Treibhausgasemissionen im Stadtgebiet.

Die Stadt Würzburg fördert nachhaltiges Wirtschaften

Würzburg unterstützt deshalb alle Anstrengungen von Unternehmen, die auf nachhaltiges Wirtschaften ausgelegt sind. Der Bereich Wirtschaft, Wissenschaft und Standortmarketing in der Stadtverwaltung fördert ein innovatives Klima, in dem sich grüne Startups gerne ansiedeln, wie Klimamanager Philipp Mähler aus dem Energie- und Klimazentrum erklärt: „Würzburg profitiert natürlich sehr von der Nähe zur Wissenschaft und dazu gehören nicht nur Uni und FH sondern auch sowas wie das ZAE in Bayern (Zentrum für angewandte Energieforschung).“ Solche Einrichtungen bilden das Bindeglied zwischen Wirtschaft und Wissenschaft. Ideen und Forschungsergebnisse werden in marktfähige Produkte umgesetzt. Ein Beispiel dafür ist die Firma va-Q-tec, die mit ihrer Dämmtechnologie ein weltweit agierendes Unternehmen mit Sitz in Würzburg ist.  „Das wirklich Tolle daran ist, dass die natürlich klimaneutral wirtschaften und zwar schon heute“, so Philipp Mähler.

Künstliche Intelligenz sorgt für Energieeinsparung beim Heizen

Ein Beispiel aus der Startup Szene ist die Firma „EnerIQ“. Sie optimiert große Heizungsanlagen, wie zum Beispiel für Mehrfamilienhäuser der Würzburger Wohnungsgenossenschaft WWG. „Wenn eine Anlage lange Zeit uneffizient läuft ist trotzdem Heizung und warmes Wasser da, aber sie verbraucht vielleicht einfach mehr Energie“, sagt der technische Leiter Sebastian Reeg.

An der Anlage wurden Sensoren angebracht, die ständige Daten aus dem Heizraum liefern. Diese Datenmengen werden mit Hilfe künstlicher Intelligenz aufbereitet und so Störungen und ineffiziente Prozesse aufgespürt – und das oft schneller und gründlicher, als es Fachleute vor Ort könnten. Geschäftsführer Sven Rausch sieht nach den Erfahrungen mit rund 900 Heizungsanlagen in Deutschland das Einsparpotential an Energie und CO2 bei 20 Prozent. Ein Schritt in Richtung Klimaziel: „Man muss sich überlegen, dass 1/3 der gesamten Energie in Deutschland für die Erzeugung von Wärme aufgewendet wird, also der Erzeugung von Raumwärme und von Warmwasser“, so Sven Rausch.

Energie-Einsparung lohnt sich für Unternehmen

Investitionen in Energiespar-Maßnahmen sind nicht nur für den Klimaschutz gut, sondern auch für den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen. Der Förderkreis Umweltschutz Unterfranken e.V. (FUU) führt dazu schon seit vielen Jahren Beratungen und Coaching-Prozesse durch, sogenannte Umwelt-Management-Konvois. Vorstand Dr. Stefan Müssig bringt es auf den Punkt: „Wenn du was einsparst an Material oder Energie hast du immer einen positiven monetären Effekt. Das ökologische und das ökonomische ist kein Gegensatz mehr.“ Das zeige sich auch im gemeinsamen Wortstamm von Ökologie und Ökonomie: „oikos – haushalten. Das eine ist Haushalten mit Finanzen, das andere mit Ressourcen. Das ist ein toller Effekt, das sehen wir in unseren Netzwerken und Umwelt-Management-Konvois.“

Handwerk spielt eine besondere Rolle bei der Erreichung der Klimaziele

Wirtschaftskammern wie die IHK Würzburg-Schweinfurt und die Handwerkskammer für Unterfranken beraten und begleiten Unternehmen ebenfalls auf dem Weg zur Erreichung von Klimazielen. Handwerksbetriebe spielen bei der Energiewende und vielen Klimaschutzmaßnahmen eine besondere Rolle. Zum einen als Fachbetriebe für Energietechnik, die Photovoltaik-Anlagen, Solarthermie-Anlagen oder Maßnahmen zur Dämmung von Gebäuden planen und realisieren. Zum anderen aber auch als Betriebe, sie sich selbst zukunftsfähig aufstellen wollen. Dabei ist das nachhaltige Wirtschaften, das Denken in Generationen, für die meist als Familienbetriebe geführten Handwerksunternehmen selbstverständlich. Tatjana Horst von der Handwerkskammer für Unterfranken, sieht als Expertin für Innovation, Umwelt und Energie noch mehr Handlungsbedarf. Es gehe darum, betriebliche Prozesse ganzheitlich zu verstehen und die Maßnahmen in ihrer Auswirkung auf das gesamte System zu sehen. Weniger Bürokratie, mehr Fachkräfte, bessere Förderprogramme – diesen Rückenwind braucht das Handwerk, damit die Klimaschutzziele erreicht werden können. Denn die Energiewende wird vom Handwerk umgesetzt, so Tatjana Horst.

Klimafreundliche mobil – wir Unternehmen ihre Mitarbeitenden unterstützen können

50 000 Berufspendler kommen im Auto nach Würzburg. Diese Zahl soll sich verringern, z. B. durch Verbesserung der ÖPNV-Angebote, dem Aufbau von Mitfahrzentralen und Maßnahmen zur Förderung der Fahrradfreundlichkeit. Aber auch Arbeitgeber können etwas tun, wie das Beispiel des Fraunhofer Institut für Silicatforschung ISC zeigt. Mit dem Projekt „Laden am Arbeitsplatz“ bietet es – auch gefördert durch die öffentliche Hand – Ladesäulen für Elektro-Autos. Marie-Luise Righi, Leitung PR und Kommunikation Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC, sagt: „Der überwiegende Teil der MA kommt mit dem eigenen Auto in die Arbeit. Deswegen sehen wir uns in der Rolle einen Wandel in der Mobilität zu unterstützen und unseren Mitarbeitenden den Umstieg so attraktiv wie möglich zu gestalten ohne dass sie auf individuelle Mobilität verzichten müssen.“ So können Mitarbeitende ihren Wagen während der Arbeitszeit zu günstigen Konditionen laden. Aber auch externe Nutzerinnen und Nutzer können die Ladesäulen ansteuern. „Wir sehen, dass wir als einer der wichtigen Akteure hier auf lokaler Ebene in der Stadt Würzburg oder in ganz Deutschland wirklich auch was voranbringen können in Richtung nachhaltige Mobilität in dem wir diesen Umstieg gerade für die Nahräume, für den Pendlerverkehr auf Elektromobilität unterstützen“, so Righi weiter.

Auf dem Weg zur klimaneutralen Stadt spielt die Wirtschaft eine große Rolle

Die Wirtschaft kann einen bedeutenden Beitrag auf dem Weg zu einer klimaneutralen Stadt leisten. Es gibt in Würzburg viele Beispiele für Unternehmen und Betriebe, die auf diesem Gebiet bereits weit gekommen sin – andere haben sich auf den Weg gemacht und können auf Beratung und Unterstützung zählen.

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