Die Schweinfurter Kommunalpolitik steht vor einer Zäsur: Sorya Lippert, seit über 20 Jahren Mitglied des Stadtrats und seit 2014 Zweite Bürgermeisterin, verlässt ihre Partei. Nach mehr als drei Jahrzehnten Parteimitgliedschaft zieht sie einen klaren Schlussstrich – und kündigt an, bei der Kommunalwahl 2026 nicht mehr für die CSU zu kandidieren. Die Entscheidung markiert das Ende einer innerlich sehr aufreibende Zeit, wie Lippert betont:
„Es war ein richtig langer Prozess, wo ich einfach gemerkt habe, ich passe nicht mehr. Wo ich einfach gemerkt habe, dass die Themen, die ich für vorrangig halte, in der CSU nicht als vorrangig gesehen werden. Das sind aber, wenn du Politik gestaltest, Verantwortung haben willst, dann musst du die Themen, die du als vorrangig siehst, auch bedienen. Da kann man eigentlich kaum noch zuwarten. Ich wollte nicht mehr zuwarten.“, so Sorya Lippert, Zweite Bürgermeisterin der Stadt Schweinfurt.
Ihr politisches Engagement begann in den frühen 1990er-Jahren. Damals sei sie mit dem Ziel in die CSU eingetreten, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Über viele Jahre habe sie innerhalb der Partei ihre Schwerpunkte einbringen können. Doch zuletzt sei bei ihr die Entfremdung gewachsen – nicht nur von der politischen Ausrichtung ihrer Partei, sondern auch von der Richtung, die der gesellschaftliche Diskurs insgesamt eingeschlagen hat.
„Im Moment ist es ganz deutlich, das Thema Nachhaltigkeit ganz grundsätzlich denken. Dann ist es natürlich das Thema Integration und Migration so behandeln, dass es auch zukunftsfähig ist. Dass es auch wirklich unser Land voranbringt und nicht zurückwirft. Und das Thema gesellschaftlicher Zusammenhalt. Also das gehört ja zu Integration letztendlich dazu, dass man guckt, wie ist unsere Gesellschaft unterwegs und was muss ich tun, um Brücken zu bauen und nicht noch mehr Gräben aufzutun und natürlich darüber hinaus, ist Wirtschaftswachstum nur über verharren zu haben? Oder muss man ganz mutig auch neu denken und vielleicht auch wirklich sagen, die Gesellschaft wandelt sich, die Wirtschaft wandelt sich. Mitgehen und nicht verharren.“, so Sorya Lippert, Zweite Bürgermeisterin der Stadt Schweinfurt.
Trotz des Parteiwechsels will sie ihr Amt als Zweite Bürgermeisterin weiterhin ausüben – bis zur Kommunalwahl bleibt sie aber fraktionslos. Für sie steht fest: Die verbleibende Amtszeit soll weiterhin dem Gemeinwohl dienen – unabhängig von Parteibindungen. Ihr zukünftiges politisches Engagement soll dann auf der Liste der SPD stattfinden wird. Dabei werde sie sich außerdem für Ralf Hofmann als neuen Oberbürgermeister aussprechen:
„Also ich werde den Ralf unterstützen, weil ich ihn für unterstützenswert / würdig halte und glaube, mit ihm diese grobe Vision, wenn man da nennen will, von Zukunft, gestalten zu können. Und was dann der Wähler sagt, ich mein ich bin 71, eigentlich hatte ich mich darauf eingerichtet, mich jetzt um Mann und Enkel zu kümmern. Aber wenn ich noch mal Verantwortung übernehmen soll, dann tue ich das. Solange es halt geht.“, so Sorya Lippert, Zweite Bürgermeisterin der Stadt Schweinfurt.
Mit dem Schritt in eine neue politische Richtung will Sorya Lippert Haltung zeigen und ein deutliches Signal setzen – gegen gesellschaftliche Spaltung und fürs Brücken bauen. Wie die Wählerinnen und Wähler diesen Wechsel finden, wird sich spätestens bei der Kommunalwahl am 8. März zeigen.