Naturschutz ist auch Menschenschutz, das sollte jedem klar sein. Unterfrankens Wälder haben wie alle anderen auch enorm unter dem Klimawandel zu leiden. Vier von fünf Bäumen sind erkrankt. Die Bestände an Fichten und Kiefern, also standortsfremden Nadelhölzern, sind in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Zudem machen Borkenkäfer und diverse Pathogene den Wäldern stark zu schaffen. Peter Naumann, Förster und Mitarbeiter beim Verein Bergwaldprojekt beobachtet die Entwicklung mit großer Besorgnis.
Um diesen Problemen entgegenzuwirken, soll das aktuell geltende Bundeswaldgesetz von 1975 erneuert werden. Die Novelle wurde im Koalitionsvertrag festgehalten, befindet sich derzeit aber noch in der Ressortabstimmung, sodass er letztlich seinen Weg in das Parlament finden kann. Bundestagsmitglied Niklas Wagener und seine Kollegen warten nun darauf, dass der Entwurf veröffentlicht wird. Für Peter Naumann ist beim neuen Bundeswaldgesetz vor allem wichtig, dass man sich von aktuellen Polarisierungen löst. Der ideologiefreie Blick sollte auf alles gerichtet sein und auf Fakten beruhen. Und auch etwa das Thema Jagd spielt eine wichtige Rolle – besagte Ökosysteme sollten größtenteils ohne Schutz in Ruhe entstehen können. Eine entsprechende Adressierung erwartet Naumann also im Gesetzesentwurf. Und auch das Thema nicht-standortheimische Bäume ist ein großer Streitpunkt, was also erlaubt sein sollte und was nicht.
Das Bergwaldprojekt setzt sich für die Erhaltung und Wiederherstellung von Ökosystemen ein und möchte damit auch ein entsprechendes Bewusstsein in der Bevölkerung schaffen. Einer ihrer vielen Freiwilligeneinsätze in Deutschland war etwa auch eine Baumpflanzaktion im Februar. An diesem Hang im Stadtwald Rothenfels wurden ca. 6500 Eichen und Hainbuchen gepflanzt, um den gestressten und leeren Bereich zu entlasten bzw. neu zu beleben. An einer anderen Stelle im Wald wurden vor 10 Jahren Buchen gepflanzt, welche mittlerweile eine stattliche Höhe erreicht haben. Die Arbeit trägt also Früchte.
Die Message bei der Waldbegehung im Hafenlohrtal ist klar: Es muss gehandelt werden, und zwar jetzt. Diese Aufgabe könne man den Waldbesitzern aber nicht alleine aufbürden, sondern müsse sie auch finanziell unterstützen, so Wagener. Das alles muss dann aber damit zu vereinbaren sein, dass der Rohstoff Holz weiterhin bewirtschaftet werden kann – aus dieser Richtung kommt wohl auch der größte Gegenwind gegen die Novelle. Das Interesse am Wald ist groß – den jeweiligen Gruppen möchte man natürlich gerecht werden. Das betrifft auch das Thema Waldbegehungsrecht, insbesondere die Nutzung durch Mountainbiker. Hier kann Wagener aber beruhigen: Es soll weiterhin gestattet sein, jedoch nicht mehr querfeldein, sondern eben nur in bestimmten Gebieten. Die Freizeiterholung, die Forstwirtschaft sowie der Artenschutz sollen also mit dem Gesetz unter einen Hut gebracht werden. Ist der Wald einmal weg, sieht es schlecht für uns aus. Damit es Mensch und Tier auch noch in Zukunft gut geht, müssen alle an einem Strang ziehen – und zur Not auch den ein oder anderen Kompromiss eingehen. Das neue Bundeswaldgesetz ist auf jeden Fall eine große Chance.