Der „Fall Kelvin“ bewegt die Würzburgerinnen und Würzburger schon seit Monaten, nun gibt es eine neue Wendung der Ereignisse: Kelvin droht erneut die Abschiebung nach Nigeria. Seit Monaten machen sich seine Mitmenschen für den Verbleib in Deutschland stark, heute Mittag gab es deshalb eine Demonstration in der Würzburger Innenstadt.
Seit 2018 lebt er in Deutschland, hat seinen Mittelschulabschluss in der Tasche und begann Ende letzten Jahres sogar eine Ausbildung zum Pfleger. Die Rede ist vom 20-jährigen Osaivbie Ekogiawe, oder einfach Kelvin, wie er von seinen Freunden genannt wird. Der junge Nigerianer hat sich gut in Würzburg eingelebt, doch nun droht ihm erneut die Abschiebung in sein Heimatland. Denn Osaivbie erfüllt nicht die Voraussetzungen für eine Duldung. Ein Duldungsgrund liegt nur vor, wenn der Betroffene schwer erkrankt ist und demnach das Land nicht verlassen kann oder die entsprechenden Reisepapiere fehlen. Doch Kelvins Umfeld will das nicht hinnehmen. In den vergangenen Monaten halfen Kelvins Freunde ihm bei seinem Kampf und auch jetzt haben sie die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Und auch die Mitglieder der Seebrücke Würzburg, die sich unter anderem für sichere Fluchtwege und ungehinderte Seenotrettung einsetzen, unterstützen Kelvin – so auch heute mit dem Organisieren der Demonstration.
Im Oktober vergangenen Jahres hatte Kelvins Anwältin einen Eilantrag gestellt, der vom Würzburger Verwaltungsgericht zugelassen wurde. Kelvin durfte zu diesem Zeitpunkt also nicht abgeschoben werden. Dagegen hatte die Zentrale Ausländerbehörde nun Berufung eingelegt, woraufhin der Bayerische Verwaltungsgerichtshof in München die Würzburger Entscheidung letztlich ablehnte. Anette Göhler ist Betreuerin beim SV Heidingsfeld. Sie begleitete Kelvin seit der U17-Fußballmannschaft, also nahezu seit Beginn seines Aufenthalts in Deutschland. Mittlerweile ist er in der Herrenmannschaft angekommen, für Göhler ist er ein wichtiger Teil des Teams.
Vom Bahnhof aus marschierte der Zug heute durch die Innenstadt. Der Zielort des Protestzuges war die Regierung von Unterfranken, die in dem Fall die Ausländerbehörde vertritt. Hier machten die vielen Freunde und Mannschaftskollegen von Kelvin ordentlich Lärm, sodass die Rufe bis an die Regierungsgebäude herangetragen wurden. Im Juni 2022 hatte Kelvin eine Aufenthaltsgenehmigung beantragt, die bis heute aber noch nicht von der Ausländerbehörde bearbeitet wurde. Wie es nun mit dem jungen Nigerianer weiter gehen soll, bleibt also ungewiss. Warum ein so gut integrierter junger Mann nicht im Land bleiben darf, das ist Kelvins Umfeld unbegreiflich. Aufgeben ist daher keine Option.