„Tut mir leid, das haben wir gerade leider nicht vorrätig“, ist ein Satz, den man in den Apotheken immer häufiger zu hören bekommt. Denn viele Medikamente sind mittlerweile rar. Das hat verschiedene Gründe. Gerade in Zeiten, in denen unser Immunsystem anfälliger ist als vor der Pandemie, ein ernsthaftes Problem.
Ob Paracetamol, Buscopan oder Fiebersaft. In den Apotheken und Arztpraxen fehlen wichtige Medikamente. Das hat ganz verschiedene Gründe. Die Lieferketten sind zum Teil unterbrochen. Denn die Medikamente werden im Ausland hergestellt. Nicht jedoch in Europa. „Wichtig ist auch, dass Rabattverträge künftig auch mit mehreren Firmen geschlossen werden, wobei mindestens eine in Europa sein muss. Dass wir hier auf diese Engpässe verzichten können.“, weiß Dr. Helmut Strohmaier, Apothekenbesitzer. Rabattverträge schließen die Gesundheitskassen mit den Dienstleistern. Die jeweilige Firma erhält dann knapp 50 % vom Umsatz. Für andere Firmen ist die Produktion dann fraglich. Denn der Markt ist zu klein, so Dr. Strohmaier. Außerdem seien die Beträge, die man für die Medikamente bezahlt, seit Jahren eingefroren. Energie wird teurer, Papier wird teurer, alles wird teurer. Nicht jedoch die Festbeträge der Medikamente. Dementsprechend können die Firmen auch nicht kostendeckend produzieren. In der Theater Apotheke in Würzburg würden zum aktuellen Zeitpunkt knapp 185 Medikamente fehlen.
Für manche Medikamente gibt es Alternativen, für andere nicht. Die Problematik dahinter erklärt Dr. Strohmaier: „Medikamenten ohne Alternative sind zum Beispiel beim Herz Kreislauf System Digitalis. Bei Antibiotika haben wir auch Probleme. Es gibt zwar Alternativen, aber die sind halt nicht Mittel der ersten Wahl. Sprich wir nehmen Antibiotika, die zwar wirken, die aber zum Beispiel viel breiter wirken. Also nicht nur auf das Bakterium, was wir wollen. Und dadurch haben wir natürlich auch ein Risiko von höheren Nebenwirkungen oder auch Resistenzen. Was wir nicht haben wollen.“
Die Arztpraxen sind ebenso stark betroffen. Dort erlebt man den Mangel an Medikamenten jeden Tag, so Dr. Christian Pfeiffer. Sie sind auf die Lager der Apotheken angewiesen. Diese sind zwar gesetzlich verpflichtet, eine Lagerhaltung von mindestens einem Wochenbedarf zu haben. Wenn allerdings nichts da ist, können die Lager auch nicht gefüllt werden.
Schon seit einigen Jahren existiert dieses Problem. Unter anderem durch die Pandemie, die aktuelle Erkältungswelle und den Ukraine-Krieg ist die Ernsthaftigkeit jedoch erst jetzt deutlich geworden. Wer also auf spezielle Medikationen angewiesen ist, der muss hoffen, dass das Produkt vorrätig gelagert wurde. Denn die Medikamente selbst herzustellen, das sollte man besser weiterhin den Apotheken überlassen.