Im Tierpark Sommerhausen entsteht ein neues Projekt, das weit über ein klassisches Besucherangebot hinausgeht. Ein nachhaltiger und inklusiver Streichelzoo für westafrikanische Zwergziegen soll künftig Mensch, Tier und Natur näher zusammenbringen – mit einem klaren Fokus auf Tierwohl, Umweltbewusstsein und pädagogischem Mehrwert.
Ein gemeinsamer Ort für Mensch, Natur und Tier
Auf rund 1.250 Quadratmetern entsteht derzeit ein neuer Streichelzoo, in dem künftig acht bis zwölf westafrikanische Zwergziegen leben sollen. Noch weist lediglich ein Schild auf dem Gelände auf das Vorhaben hin, doch die Idee dahinter ist klar: In Sommerhausen soll ein Ort entstehen, an dem Menschen, Tiere und Natur zusammenfinden. Initiator des Projekts ist der Tierpark Sommerhausen in Trägerschaft der Mainfränkischen Werkstätten. Ziel ist es, einen Begegnungsraum zu schaffen, der Offenheit fördert und zugleich Rücksicht auf die Bedürfnisse der Tiere nimmt.
Tierwohl steht an erster Stelle
Das geplante Gehege ist klar strukturiert: Es gibt einen Bereich für Besucherinnen und Besucher sowie einen separaten Rückzugsort für die Ziegen. Damit soll gewährleistet werden, dass die Tiere jederzeit die Möglichkeit haben, sich zurückzuziehen. Das Gebäude dient in erster Linie den Bedürfnissen der Ziegen. Sicherheit, Wohlbefinden und die Einhaltung aller Hygienestandards stehen im Vordergrund. Der Streichelzoo ist bewusst nicht als reines „Wohltätigkeitsprojekt“ konzipiert, sondern als artgerechter Lebensraum für die Tiere. Die westafrikanische Zwergziege gilt als besonders friedlich und umgänglich und ist bereits seit dem 17. Jahrhundert in Europa verbreitet.
Nachhaltige Architektur mit Mitmach-Charakter
Ein zentrales Element des Projekts ist das nachhaltige Baukonzept. Besonders prägend wird die Außenfassade des Gebäudes: Sie besteht aus Gabionen, die mit Recyclingmaterial befüllt werden. Zum Einsatz kommen können unter anderem Ziegelbruch oder überschüssige Baumaterialien aus privaten Bauprojekten. Bürgerinnen und Bürger haben die Möglichkeit, Material zu spenden oder selbst beim Befüllen der Gabionen mitzuhelfen. So entsteht nicht nur eine nachhaltige, sondern auch eine lebendige Fassade, die sich durch die Beteiligung vieler Menschen stetig weiterentwickelt.
Inklusion, Bildung und gelebte Normalität
Seit 1993 ist der Tierpark Sommerhausen Teil der Mainfränkischen Werkstätten und bietet aktuell rund 36 Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung. Für viele Mitarbeitende bedeutet die Arbeit im Tierpark ein großes Stück Lebensqualität. Die Arbeit in der Natur und mit Tieren wird als erfüllender empfunden als Tätigkeiten in geschlossenen Räumen. Im Tierpark spielt der Begriff „Behinderung“ keine Rolle – hier begegnen sich alle auf Augenhöhe. Mit jährlich bis zu 100.000 Besucherinnen und Besuchern ist der Park ein wichtiger Begegnungsort. Der neue Streichelzoo soll diesen Ansatz weiter stärken und insbesondere Kindern Wissen vermitteln: über Tiere, ihre Herkunft, Produkte wie Ziegenmilch und den richtigen, respektvollen Umgang mit Lebewesen. Insgesamt leben im Tierpark Sommerhausen rund 270 Tiere aus 30 verschiedenen Arten. Der neue Streichelzoo soll helfen, ökologische Zusammenhänge begreifbar zu machen und vor allem der jungen Generation Werte wie Respekt gegenüber Natur und Ressourcen mitzugeben. Bis die Ziegen einziehen, wird es noch etwas dauern – doch schon jetzt ist klar: Das Projekt verbindet Inklusion, Nachhaltigkeit und Tierwohl auf besondere Weise.