Fr., 10.10.2025 , 17:45 Uhr

Prozessauftakt nach tödlichem Unfall in Schweinfurt – Starb ein Familienvater, weil der Angeklagte betrunken über Rot fuhr?

Acht Monate ist es her, dass der 27-jährige Familienvater Julian W. bei einem schweren Verkehrsunfall in Schweinfurt ums Leben kommt. Seit Donnerstag muss sich der mutmaßliche Unfallverursacher, Dawid K., nun vor dem Landgericht Schweinfurt verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm unter anderem ein verbotenes Kraftfahrzeugrennen mit Todesfolge, Fahren ohne Fahrerlaubnis und Fahrerflucht vor. Unsere Reporterin Steffi Seit war beim Prozessauftakt dabei.

Familie muss Albtraum erneut durchleben

Prozessauftakt am Landgericht Schweinfurt: Für Carla W. und ihre Familie bedeutet der Prozessbeginn am Landgericht Schweinfurt, den Albtraum des 13. Februars 2025 erneut zu durchleben. Noch ein Jahr zuvor schien das Leben mit Ehemann Julian und der gemeinsamen Tochter perfekt: Kennenlernen, Hochzeit, Familienglück.

Bis zu jenem Abend, an dem der 27-Jährige auf dem Rückweg vom Training beim Hockeyclub Schweinfurt tödlich verunglückte. Im Gericht sitzt die junge Witwe nun dem Angeklagten Dawid K. gegenüber. Er soll stark alkoholisiert und ohne Führerschein bei Rot über eine Ampel gefahren sein – und so das Auto des Familienvaters gerammt haben.

Tödlicher Unfall auf der Niederwerrner Straße

Der 27-Jährige Ehemann und Vater starb noch am Unfallort an schweren Verletzungen, darunter einem Schädel-Hirn-Trauma. Auch der Beifahrer des Angeklagten wurde schwer verletzt. Dawid K. aber floh zu Fuß und wurde wenig später in der Wohnung seiner Mutter festgenommen.

Totenstille im Gerichtssaal, als auf der Leinwand Fotos vom Unfall gezeigt werden: ein Trümmerfeld auf einer Kreuzung, ein massiv zerstörtes Fahrzeug des Opfers, kaum mehr als solches zu erkennen. Carla W. kämpft mit den Tränen – ebenso wie viele der Anwesenden im Saal. Acht Monate nach dem Unfall steht nun der Mann vor Gericht, der das Leben der Familie in wenigen Sekunden zerstörte.

Schwere Vorwürfe gegen den Angeklagten

Die Anklage lautet unter anderem auf verbotenes Kraftfahrzeugrennen mit Todesfolge, vorsätzliche Gefährdung des Straßenverkehrs, Fahren ohne Fahrerlaubnis und unerlaubtes Entfernen vom Unfallort.

Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft war der heute 35-jährige Angeklagte an jenem Abend im Februar mit einem Bekannten unterwegs. An einer Tankstelle kaufte der bereits alkoholisierte Dawid K. Eistee und Wodka – und soll diesen während der Fahrt zum Teil getrunken haben. Auf der Niederwerrner Straße soll er dann innerorts auf rund 120 km/h beschleunigt haben.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, dabei bewusst die höchstmögliche Geschwindigkeit erreichen zu wollen, um schnellstmöglich an sein Ziel zu kommen – und damit die Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer in Kauf genommen zu haben. Genau dieser Vorwurf ist entscheidend, denn er macht den Unterschied zwischen einer Trunkenheitsfahrt und dem besonders schweren Tatbestand eines verbotenen Kraftfahrzeugrennens mit Todesfolge.

„Tiefe Reue“ und Erinnerungslücken

Über seinen Verteidiger lässt er erklären, er habe „tiefe Reue“ und wolle sich entschuldigen. Er erkenne sein Alkoholproblem an und wolle daran arbeiten. An den Unfall selbst könne er sich, so sein Anwalt, nicht mehr erinnern.

Mehrere Polizeibeamte berichten im Zeugenstand, dass der Beschuldigte kurz nach der Festnahme gefasst gewirkt habe, „überraschend klar“ trotz des hohen Alkoholpegels. Erst später – im Krankenhaus – habe er begonnen zu weinen, mehrfach habe er gesagt, er wünschte, er wäre bei dem Unfall anstelle des Opfers gestorben.

Prozess wird am 13. Oktober fortgesetzt

Zum Abschluss des ersten Verhandlungstages stellte die Verteidigung den Antrag, ein weiteres Gutachten in Auftrag zu geben. Es soll klären, ob der Angeklagte tatsächlich mit der Absicht fuhr, die höchstmögliche Geschwindigkeit zu erreichen.

Ob das Gericht dem Antrag stattgibt, wird in den kommenden Verhandlungstagen entschieden. Der Prozess wird am Montag, den 13. Oktober, fortgesetzt.

Untertitel wurden automatisiert erstellt
Alkohol am Steuer Anklage Carla W. Dawid K. Gericht Julian W. Landgericht Schweinfurt Niederwerrner Straße Prozessauftakt Schweinfurt Reue Schweinfurt Todesfolge tödlicher Unfall Trunkenheitsfahrt verbotenes Kraftfahrzeugrennen Verkehrsunfall

Das könnte Dich auch interessieren

23.10.2025 01:12 Min Fünf Jahre Gefängnis – Finales Urteil bei tödlichem Unfall in Schweinfurt Das Landgericht Schweinfurt ist im Fall des tödlichen Unfalls in der Niederwerrner Straße zu einem Urteil gekommen. Der Angeklagte wurde nun wegen fahrlässiger Tötung, fahrlässiger Körperverletzung, vorsätzlicher Gefährdung des Straßenverkehrs, Fahrens ohne Fahrerlaubnis und dem unerlaubten Entfernen vom Unfallort zu fünf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Mit dem Urteil kommt der Richter dem Antrag des Verteidigers nach. 10.11.2025 02:20 Min Tödlicher Frontalcrash auf Landstraße in Wildflecken – Zwei Schwestern sterben bei Kollision Ein tragischer Verkehrsunfall hat sich am Sonntagmorgen im Landkreis Bad Kissingen ereignet. Zwischen Langenleiten und Wildflecken stießen zwei Autos frontal zusammen – für zwei Schwestern kam jede Hilfe zu spät. Die Polizei ermittelt, wie es zu dem tödlichen Unfall kommen konnte und warnt erneut vor den Gefahren bei Nebel und schlechter Sicht. Schwerer Verkehrsunfall bei 11.09.2025 01:12 Min Aktivist verzögerte im August 2024 AKW-Sprengung in Grafenrheinfeld - Gericht verhängt nun Geldstrafe Ein Jahr nach der Sprengung der Kühltürme des ehemaligen Atomkraftwerks Grafenrheinfeld ist ein Pro-Atomkraft-Aktivist nun vom Amtsgericht Schweinfurt zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Der 38-Jährige war am 16. August 2024 auf einen Strommast im Sperrbereich geklettert und hatte die Sprengung dadurch um rund eineinhalb Stunden verzögert. Das Gericht sprach ihn des Hausfriedensbruchs schuldig und verhängte 13.01.2025 01:00 Min Nach Frontalcrash in Schweinfurt - Frau bringt gesundes Baby zur Welt Ein schwerer Verkehrsunfall hat am Freitagabend auf der Niederwerrner Straße in Schweinfurt für dramatische Szenen gesorgt. Ein Mercedes-Fahrer verlor im zweispurigen Bereich stadteinwärts wohl wegen überhöhter Geschwindigkeit die Kontrolle über sein Fahrzeug, nachdem ein rechter Reifen gegen den Bordstein geprallt war. Das Auto geriet daraufhin nach links und kollidierte mit einem parallel fahrenden Peugeot. Durch