Mo, 07.08.2023 , 16:25 Uhr

Renaturierung des Roten Moors - Das Bergwaldprojekt unterwegs in der Rhön

Beim Naturschutzgebiet Roten Moor, mitten in der Rhön, passiert etwas: Es steht die Wiedervernässung und Renaturierung des Hochmoorkörpers an. In einer 8-wöchigen Aktion mit freiwilligen Helfern möchte das deutschlandweit agierende Bergwaldprojekt wieder für mehr Stabilität im Moor sorgen. Das ist aber gar nicht so einfach, denn eine Arbeit mit schweren Gerätschaften ist an dieser Stelle undenkbar.

Moor als CO2-Speicher

Hier ist jede Menge Muskelkraft und eine gute Zusammenarbeit gefragt. Mitten im Roten Moor verausgaben sich Freiwillige aus ganz Deutschland, die sich für eine Woche zum Arbeitsdienst beim Bergwaldprojekt gemeldet haben. Was viele nicht wissen: Das Rote Moor bietet wie viele andere Moore nicht nur einen wertvollen Lebensraum für geschützte Tier- und Pflanzenarten, sondern stellt auch einen gewaltigen CO2-Speicher dar. Dieser fällt sogar mehr ins Gewicht als der eines Waldes. Einer Austrocknung entgegenzuwirken ist also ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Bei der Wiedervernässung des Moors stehen verschiedene Maßnahmen an – gerade werden neue Spundwände eingesetzt, die als Verdichtung dienen sollen. Mit Gummistiefeln an den Füßen stampft es sich ganz gut, vor etwas Dreck sollten sich die Freiwilligen hier nicht scheuen.

Langjähriger Torfabbau

Nachdem das Hochmoor mehr als 100 Jahre abgetorft wurde, stellte man es 1979 schließlich unter Naturschutz. Im Zuge dessen gab es auch schon erste Renaturierungsmaßnahmen: Hier wurden sogenannte Mönche eingebaut, also Bauwerke, die den Wasserstand regulieren. In diesem Fall aber leider aus Holz, sodass die Ablaufwerke über die Jahre verrottet sind. Dementsprechend fiel auch der Wasserstand, was letztlich ein relativ instabiles Moor zur Folge hat. Die Mönche müssen nun in mühsamer Handarbeit entfernt und abtransportiert werden. Für den Torfabbau wurden früher auch zahlreiche Rohre in den Boden eingelassen, sodass das Wasser abfließen konnte.

Eine Woche in der Natur

Solch ein Schubkarrengang auf den dünnen Holzbohlen kann sich schon ziehen – bis die Freiwilligen am Abladeort angekommen sind dauert es knapp 10 Minuten. Man kann sich also gut vorstellen, dass die Beine beim zwanzigsten Gang am Tag etwas schwerer werden. Zu Beginn war das Bergwaldprojekt nur eine Woche pro Jahr in der Rhön unterwegs – jetzt sind es acht Wochen am Stück. Die freiwilligen Helfer kommen aus verschiedenen Berufs- und Altersgruppen, die Vielfalt im Team sorgt also für interessante Gespräche bei und abseits der Arbeit. Im Schnitt sind etwa 18 Personen in einer Gruppe, die dann nach einer Woche von der nächsten Gruppe abgelöst wird.

Aktionen an vielen Orten

Das Bergwaldprojekt ist mit Aktionen an vielen Orten in Deutschland tätig. Die Funktionen der Ökosysteme zu erhalten und ein neues Umweltbewusstsein in der breiten Öffentlichkeit zu schaffen, das sind die zentralen Anliegen des Vereins. Mittlerweile sind die Plätze bei den Freiwilligeneinsätzen sehr begehrt. Wenn sich das Moor wieder erholt, freuen sich nicht nur die Umweltschützer. Auch stark bedrohte Arten, wie etwa die Arktische Smaragdlibelle, haben hier künftig bessere Chancen. Bis ein Moor aber wieder völlig intakt ist, kann es Jahrzehnte bis zu Jahrhunderten dauern. Gut, dass in der Rhön jetzt schon die Weichen für einen langwierigen Prozess gestellt sind.

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