Die Situation der Krankenhäuser in Bayern ist angespannt – das zeigt auch der wiederholte Hilferuf des Klinikums Würzburg Mitte. Schon seit Langem schreibt dessen Missio-Geburtshilfe rote Zahlen – im letzten Jahr waren es rund 2,8 Millionen Euro. Da für das kommende Jahr ein ähnliches Ergebnis zu erwarten ist, droht die Schließung der Station. Als Hauptgesellschafterin kann die Stiftung Juliusspital diese Defizite künftig nicht mehr ausgleichen – die Zeit drängt also. Wie eine mögliche Rettung aussehen könnte – darüber wurde nun in Würzburg beraten.
Jedes Jahr kommen über 2000 Frauen in die Missio-Geburtsstation in Würzburg, um ihr Kind auf die Welt zu bringen. Doch aus finanziellen Gründen ist diese Versorgung nun in Gefahr. Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach hatte daher zu einem Runden Tisch mit den verantwortlichen Akteuren eingeladen. Gemeinsam mit Stadt und Landkreis Würzburg sowie dem Landkreis Main-Spessart sucht man nach zeitnahen Lösungen. Ein Ansatz wäre etwa der Verkauf von Gesellschaftsanteilen, doch aktuell wird eine andere Alternative bevorzugt:
„Eine Möglichkeit, die wahrscheinlich relativ zügig geht, ist ein Betrauungsakt. Der müsste beschlossen werden im jeweiligen Gremium, also im Stadtrat bzw. im Kreistag. Und es müsste dann eine finanzielle Unterstützung dem KWM zugeführt werden. Aber unter einem Betrauungsakt – das ist wichtig aus beihilferechtlichen Gründen. In diesem Punkt begleiten wir die Kommunen nochmal. Aber es geht dann tatsächlich darum, dass auch diese Entscheidung dann im kommunalen Gremium beschlossen wird. Und damit eine finanzielle Unterstützung erfolgt, damit die Geburtshilfe bleiben kann“, so die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach.
Sozusagen stellvertretend für die Stadt und die beiden Landkreise erfüllte das Klinikum Würzburg Mitte bis jetzt die Pflichtaufgabe, eine Geburtsstation zu betreiben. Finanziell kann das die Stiftung Juliusspital als Hauptgesellschafterin aber künftig eben nicht mehr alleine aufrechterhalten. Sollte man den Weg des Betrauungsakts gehen, hier eine Beispielrechnung für das letzte Jahr: Demzufolge würden sich die Kosten von insgesamt 2,8 Millionen Euro entsprechend der Geburtenzahlen auf die einzelnen Gebietskörperschaften aufteilen: Für die Stadt Würzburg wären das rund 700.000 Euro, für den Landkreis Würzburg rund 800.000 Euro und für den Landkreis Main-Spessart rund 430.000 Euro. Den Rest würde die Stiftung übernehmen. Mit Blick auf den frisch geschnürten Haushalt der Stadt Würzburg würde man hier besagte Kosten am liebsten einfach oben draufpacken, doch Regierungspräsidentin Susanne Weizendörfer ermahnte: Die Stadt müsse Prioritäten setzen und zuerst die Pflichtaufgaben vor den freiwilligen Leistungen erfüllen. Hierbei unterstütze man natürlich beratend. OB Heilig blickt auf konstruktive Gespräche zurück: Dennoch habe er etwa auf einen finanziellen Zuschuss oder eine andere Idee aus München gehofft. Er begrüße aber, dass sich die Gesundheitsministerin auch auf Bundesebene für dieses Thema einsetzt. Im Bezug auf die Haushaltsthematik stehen nun wohl weitere Gespräche mit der Regierung von Unterfranken an.
Mit seinen finanziellen Herausforderungen sei das Klinikum Würzburg Mitte nicht allein, erklärt Geschäftsführer Dominik Landeck. Schon beim Blick nach Unterfranken zeigt sich:
„Viele Geburtshilfen können leider nicht mehr – eigentlich alle – können nicht mehr kostendeckend arbeiten. Wir haben auch im Landkreis Kitzingen die Möglichkeit, dass der Landkreis unterstützt für das Klinikum. Wir können nach Rhön-Grabfeld blicken, wo das Rhönklinikum die Geburtshilfe betreibt und vom Landkreis Rhön-Grabfeld eine Unterstützung bekommt. Also wir reihen uns da leider ein bisschen in die Krankenhauslandschaft ein. Es betrifft sehr sehr viele und deswegen sind wir auch sehr dankbar, dass die Gebietskörperschaften hier in der Region mit aufgreifen und mit uns gemeinsam sicherstellen wollen“, so Landeck.
Gerlach spricht von einem enormen Druck auf das Krankenhaussystem. Viele bayerische Krankenhäuser hätten derzeit mit hohen Betriebskostendefiziten zu kämpfen. Die Ministerin sieht hier den Bund in der Verantwortung:
„Umso verstärkter setze ich mich beim Bund – nicht nur für die Krankenhausreform, dass wir richtige Strukturen bekommen – sondern, dass wir auch eine auskömmliche Finanzierung der Krankenhäuser bekommen. Das kann weder auf dem Rücken der Kommunen ausgetragen werden, noch kann das der Freistaat Bayern übernehmen. Der Bund ist da gefordert und er muss ordentlich finanzieren, sonst haben wir genau solche Diskussionen die nächsten Jahre immer und immer wieder“, so Gerlach.
Nun braucht es schnelle Entscheidungen der einzelnen Gremien. Eine entsprechende Erklärung für das kommende Jahr muss noch in diesem Dezember erfolgen. Dann wäre immerhin eine kurzfristige Lösung geschaffen. Eine dauerhafte Lösung, mit der alle Beteiligten gut leben können, ist dann der nächste Schritt.