Nur ein Container Metallschrott und ein paar Pfähle die an der Alaskastraße in Schweinfurt stehen, zeugen noch davon, dass hier bis vor Kurzem ein rund zwei Meter hoher Zaun die ehemalige US-Wohnsiedlung Yorktown von den dahinterliegenden Feldern abgrenzte. Seit Anfang Juni müssen mehrere hunderte Meter Zaun der US-Army mitsamt der Panzersperren weichen. Durch die Entfernung des Zaunes und des Stacheldrahts wirkt der Stadtteils freundlicher und offener. Außerdem integriert sich das Areal besser in das Stadtgebiet. Während das Kessler Field von den US-Streitkräften hauptsächlich als Bildungs- und Sportpark genutzt wurde, war das nördlich anschließende Yorktown Village eine kleine Wohnsiedlung für die Familien der Soldaten.
Die Stadt Schweinfurt hat das Areal Ende Februar 2016 erworben. Die Entfernung des Zaunabschnitts in Richtung Dittelbrunn habe der städtische Servicebetrieb Bau und Stadtgrün übernommen, sodass der Stadt keine zusätzlichen Kosten entstanden seien. In den nächsten Monaten sollen auch die verbleibenden Zaunflächen westlich und östlich der Bebauung weichen. Diese Arbeiten könne die Stadt allerdings nicht selbst leisten und suche deshalb aktuell nach einer Fachfirma.
Turbokonversion lautet das geflügelte Wort, dass Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé für die Umwandlung der militärischen Flächen geprägt hat – und das zurecht. Das Bild von Schweinfurt hat sich in den vergangenen Jahren sehr schnell verändert. Am 19. September 2014 hat die amerikanische Nationalflagge ein letzte Mal in Schweinfurt. Schon wenige Jahre später sind die gut 80 Hektar Liegenschaften mitten im Stadtgebiet nicht mehr wieder zu erkennen.
Auch der 26. Februar 2015 ging in die Geschichte Schweinfurts ein. An diesem Tag kaufte die Stadt die Ledward Barracks von der Bundesrepublik Deutschland. 26 Hektar. Das sind gut 52 Fußballfelder, die seitdem ein Teil Schweinfurts sind. Seit 2017 heißt das Areal Carus-Park. Seitdem entsteht hier unter anderem ein neuer Stadtteil für Forschung, Wissenschaft, Lehre und studentischem Wohnen. Hauptnutzer ist demnach der sogenannte i-Campus der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt.
Aus der gut 28 Hektar großen amerikanischen Wohnsiedlung Askren Manor ist in den letzten Jahren der neue Stadtteil Bellevue mit Mehr- und Einfamilienhäusern sowie Grünanlagen entstanden. Auch der erste Spatenstich für eine neue Schule ist erfolgt, eine Kindertagesstätte und eine Turnhalle sind in Planung.Das insgesamt 20 Hektar große Areal Kessler Field sowie das nördlich anschließende Yorktown Village erlangten 2016 deutschlandweite Bekanntheit. Im Mai wurden die 64 Doppelhaushälften auf dem Gelände der ehemaligen US Liegenschaften Yorktown verkauft. Wegen des überaus großen Interesses hat die Stadt die Erwerber durch ein notariell beaufsichtigtes Losverfahren ermittelt. Fast 900 Kaufinteressenten hatten sich für die Wohnhäuser des amerikanischen Militärs beworben – Im Schnitt 28 Interessenten für jedes Haus. Mit dieser Aktion der etwas anderen Art hat die Stadt Schweinfurt auch neue Bürger hinzugewonnen. Wenige Monate später bekamen die neuen Eigentümer der Häuser in Yorktown ihre Schlüssel ausgehändigt.
Auch auf dem Kesslerfield ist einiges passiert. Beispielsweise wurde 2018 die ehemalige US-Turnhalle von der einer international weit bekannten Breakdance-Gruppe übernommen. Die so genannte „DDC factory“ wurde im Juli 2019 eröffnet. Die Konversion nimmt weiterhin kontinuierlich Gestalt an. Aus einem Stück Vergangenheit Schweinfurts wird mehr und mehr ein Stück Zukunft.