Gibt es bald wieder eine Wehrpflicht? Diese Frage beschäftigt aktuell die Politik und die Bevölkerung – vor allem die jungen Bürgerinnen und Bürger, nachdem die Debatte seit dem russischen Angriff auf die Ukraine wieder aufkeimte. Die Wiedereinführung der Wehrpflicht hält offensichtlich nur die AfD für wirklich sinnvoll, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und viele andere Politiker plädieren aber zumindest für einen sozialen Pflichtdienst. Auch der unterfränkische Bundestagsabgeordnete Bernd Rützel begrüßt die Debatte über eine solche Dienstzeit.
Anders sieht das der Pädagogische Leiter des Freiwilligendienstes bei der Caritas Reinhold Großmann, der die aktuell 80 Freiwilligen in der Diözese Würzburg betreut. Er sieht große Probleme in der Umsetzbarkeit einer solchen Verpflichtung. Junge Menschen die überhaupt keine Lust haben oder vielleicht auch ungeeignet sind, würden eher zur Last fallen. Menschen ohne entsprechende Qualifikation dürften daher nicht zu Lückenbüßern für fehlende Fachkräfte gemacht werden. Das ist auch Bernd Rützel wichtig, dennoch hält er einen sozialen Pflichtdienst generell für umsetzbar, solange er zeitlich flexibel gehalten wird und für die jeweilige Lebenssituation der Jugendlichen angepasst werden kann – einen jungen Menschen für den Pflichtdienst aus einer Ausbildung zu reißen halte er nicht für sinnvoll.
Junge Menschen würden sich heute viel mehr fragen, welcher Nutzen für Sie selbst entsteht. Drücken sich junge Menschen also seit der Abschaffung der Wehrpflicht davor, ihren Beitrag zur Gesellschaft zu leisten und Bundesfreiwilligendienst und das freiwillige soziale Jahr haben gar keinen Effekt? Nein sagt die Caritas und auch die Zahlen sprechen für sich: Fast die Hälfte aller jungen Menschen zwischen 14 und 25 Jahren engagiert sich freiwillig, zum Beispiel als Fußballtrainierin, bei der Wasserwacht oder als Nachhilfelehrer. Der Betreuer des Freiwilligendienstes Reinhold Großmann fordert daher, die Angebote attraktiver und öffentlichkeitswirksamer zu gestalten, sowie die Hürden für Freiwillige und Einrichtungen zu reduzieren anstatt sie zu verpflichten. Die rechtlichen Hürden jedenfalls wären für eine solche Pflicht sehr hoch. Aber vielleicht kann die aktuelle Debatte ja dazu beitragen, soziales und bürgerschaftliches Engagement zu stärken.