Seit rund zwei Wochen soll der versprochene Tankrabatt die hohen Kraftstoffpreise normalisieren. In der Theorie hört sich die Zahlendreherei noch recht plausibel an: Die Energiesteuer wird um 30 Cent reduziert. Zusätzlich wird die Mehrwertsteuer gesenkt. Insgesamt soll der Liter Kraftstoff so rund 35 Cent weniger kosten.
In der Realität kommt diese Steuererleichterung für den Endverbraucher allerdings nicht merklich an, was Autofahrern die Zornesfalten in die Stirn treibt. Wo bleiben die 35 Cent also hängen? Die erste Vermutung: sie landen in den Taschen der milliardenschweren Ölkonzerne. Doch laut einer Untersuchung des IFO-Institut geben die Tankstellen die Steuersenkung größtenteils weiter. Schuld an den hohen Preisen könnte demnach der steigende Rohölpreis sein. Andere Untersuchungen verdächtigen aber weiterhin die Mineralölkonzerne, mehr als zwei Drittel der Steuersenkung einzustreichen. Das Bundeskartellamt untersucht mögliche Preisabsprachen der Konzerne, denn das Gesetz zum Tankrabatt zwingt die Betreiber nicht die Steuererleichterung weiterzugeben. Wie viel des Nachlasses an die Verbraucher weitergegeben wird, entscheidet lediglich die Konkurrenz untereinander. Hätte man aber eine Deckelung der Preise eingeführt, hätte dies bei den steigenden Rohölpreisen voraussichtlich nur die freien Tankstellen getroffen. Und nur denen ist es zu verdanken, dass es überhaupt noch einen Preisdruck gibt. Wirtschaftsminister Habeck droht den großen Ölkonzernen deshalb mit Zerschlagung.
Auch eine Verschärfung des Kartellrechts zur Abschöpfung von übermäßigen Gewinnen der Konzerne steht im Raum. Eine solche Verschärfung sei aber sehr unwahrscheinlich, da diese mit vielen Gerichtsverfahren verbunden wäre und die Konzerne vermutlich nicht einmal kartellrechtswidrig handeln. Außerdem befindet sich der Bundestag derzeit in der Sommerpause, der Tankrabatt gilt aber nur noch bis einschließlich August – eine zeitnahe Gesetzesänderung also undenkbar. Langfristig sei eine Zerschlagung der Öl-Konzernverflechtungen laut Bien sinnvoll, der Tankrabatt ist es in seinen Augen hingegen nie gewesen.
Eine pauschale Entlastung wie Energiegeld wäre wohl die bessere Idee gewesen. Sie würde auch allgemeinen Inflationsproblemen besser entsprechen und sozial Schwächere gezielter helfen. Im Umgang mit der aktuellen Situation empfiehlt der ADAC: Generell sollten sich Autofahrende vor dem Tanken über die aktuellen Spritpreise informieren und gezielt preisbewusst tanken. Hier empfiehlt sich besonders auf die Tageszeit zu achten: Regelmäßig am niedrigsten liegen die durchschnittlichen Kraftstoffpreise zwischen 18 und 19 Uhr sowie zwischen 20 und 22 Uhr. Durch bewusstes Tankverhalten soll so der Wettbewerb gefördert werden. Denn voraussichtlich steigen die Preise auch weiterhin. Wer kann, steigt aber ohnehin auf den ÖPNV um – denn das 9 Euro Ticket schlägt jeden Tankrabatt.