Russland bombardiert weiter ukrainische Städte, der Angriffskrieg dauert schon seit mehr als sieben Wochen an. Angesichts der Situation in der Ukraine steigt auch hierzulande das Interesse an Bunkern und Schutzräumen. Auch ein Bunkerbesitzer im unterfränkischen Schweinfurt wird seit Kriegsbeginn mit zahlreichen Anfragen überhäuft.
Nils Brennecke ist Chef und Eigentümer des Deutschen Bunkermuseums. 2014 hat er den backsteinumhüllten Hochbunker A8 in Schweinfurt Oberndorf erworben und zu einer Ausstellung zum Zweiten Weltkrieg und des Kalten Kriegs umfunktioniert. Die Themen Luft,- und Zivilschutz werden durch zahlreiche Exponate veranschaulicht. Doch seit Beginn des verheerenden Krieges in der Ukraine wollen Menschen notfalls selbst in seinem Schutzraum unterkommen.
Im zweiten Weltkrieg hat der Fichtel-und-Sachs Bunker einst bis zu 1.800 Menschen vor dem sicheren Tod bewahrt. Sogar einen Treffer einer britischen 250-Kilogramm-Bombe hat der Koloss überstanden. Er ist einer von noch zehn Hochbunkern in Schweinfurt – 20 Meter hoch, 2.600 Quadratmeter groß, verteilt auf sechs Geschosse. Die Außenmauern sind aus dickem Stahlbeton und im Keller bis zu 3 Meter stark.
Für Waffen der heutigen Zeit, seien solche Bunker kein Hindernis, so der Bunkerexperte. Rund 2.000 öffentliche Bunkeranlagen gab es zur Zeit des Kalten Kriegs in Deutschland. Nach Angaben des Bundesinnenministerium stehen derzeit bundesweit etwa 600 öffentliche Schutzräume mit Platz für rund 480.000 Menschen zur Verfügung – das sind gerade mal 0,5 Prozent der Bevölkerung. In Bayern gab es damals 500 Bunker – ohnehin hätten die Bunkerplätze im Freistaat schon da nur für zwei Prozent der Einwohner gereicht. Mittlerweile sind noch 156 Anlagen vorhanden. Einsatzbereit ist laut Katastrophenschützern aber kein Bunker. Schon 2007 hatten Bund und Länder entschieden, das bisherige Schutzkonzept aufzugeben. Mit dem Ende des Ost-West-Konfliktes schien das Szenario eines Krieges mit Bombenangriffen auf deutsche Städte nicht realistisch. Viele der früheren Bunkeranlagen wurden entwidmet und aus der sogenannten Zivilschutzbindung entlassen. Die Schutzräume wurden rückgebaut und entkernt. Verwaltet werden die Gebäude von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Diese bietet sie auch zum Verkauf an.
Angesichts des Ukraine-Krieges will das Bundesinnenministerium nun eine Inventur starten und die Bunker auf ihre Tauglichkeit prüfen. Aus diesem Grund hat die BIMA auch den Verkauf der Bunker gestoppt. Auf einen von ihnen hatte eigentlich Nils Brennecke ein Auge geworfen. Wenige Kilometer von seinem Deutschen Bunkermuseum entfernt, sollte nun ein zweiter hinzukommen.
Für Nils Brennecke sei eine Bestandaufnahme der Anlagen durch den Bund zwar nachvollziehbar. Allerdings sehe der Bunkerexperte ein großes Problem darin, dass sich in den Ämtern niemand mit der Technik und der Beschaffenheit der Bunker auskenne. So mancher Schutzraum wird kaum zu reaktivieren sein.
Ob bei Privatpersonen oder dem Bund – seit Beginn des Ukrainekrieges sind Bunkeranlagen deutschlandweit in den Fokus gerückt. Bleibt zu hoffen, dass sie, nach über 70 Jahren Kriegsende, ein Relikt der Vergangenheit bleiben und die gigantischen Bauten nicht aus dem Dornröschenschlaf geweckt werden müssen.