„What Shall We Do With The Drunken Sailor“, „My Bonnie is Over The Ocean“ oder auch „The Wellerman“ – diese Titel dürften wohl jedem ein Begriff sein. Sie alle sind sogenannte Shantys – eine Form des Seemannslieds, die wohl erstmals Mitte des 19. Jahrhunderts aufgetaucht ist. Obwohl es bis zur nächsten Meeresküste noch ein gutes Stück ist, wird diese Kunstform auch in Unterfranken zelebriert. Unter anderem bei einem eigenen kleinen Festival im Landkreis Würzburg.
Hier werden zwar keine Segel gehisst, Anker gekurbelt oder Pumpen bedient – dafür aber bei bester Laune geschunkelt, gelacht und gesungen. Beim Shantychor-Festival in Eisingen hängt eine gewisse Nostalgie in der Luft – gepaart mit einem Hauch von Sehnsucht. Und das passt auch gut zusammen, denn beim Shanty kommt es in erster Linie auf das Gefühl an, wie uns Mitorganisator Harald Götzelmann verrät. Shantys ähneln dem Blues, weil es Arbeitslieder sind, die mit einfachsten Mitteln gesungen werden.
Ausrichter des Festivals ist der Shantychor Würzburg, der in diesem Jahr auch sein 50. Jubiläum feiert. 2018 wurde erstmals ein Festival dieser Art in Franken veranstaltet – und dann kam Corona. Nun geht es aber mit einer neuen Auflage weiter, was auch gut ist, denn der Austausch unter der einzelnen Gruppen sei besonders wichtig, so Götzelmann. Man lernt voneinander.
Neue Mitglieder sind beim Würzburger Shantychor immer willkommen, doch die Suche gestaltet sich nicht immer ganz einfach. Ein echter Glücksgriff sei etwa ein 25-jähriges Mitglied gewesen, das Lust auf Shantys hatte und so zum Chor gekommen ist. Trotz des eher höheren Altersdurchschnitts im Würzburger Chor, soll sich die Gruppe auch in Zukunft stets weiterentwickeln. Stehen bleiben ist also keine Option. In Eisingen hat man gespürt: Für echte Shantys braucht es kein Meer – nur Menschen, die mit Leidenschaft singen und den Klang der Freiheit im Herzen tragen.