Seit 1955 rollen in Gerolzhofen jedes Jahr Seifenkisten die Straßen hinunter – 2025 nun zum 70. Mal. Damit ist die Stadt deutschlandweit einzigartig. Zum Jubiläum feiern die Teilnehmer gleich die 75. Deutsche Meisterschaft und die 24. Europameisterschaft. Pilotinnen und Piloten aus Deutschland und Europa treten hier an, um ihre selbstgebauten Flitzer die Strecke hinunterzubringen – ein Sport, den Gerolzhofen und sein Motorsportverein seit fast sieben Jahrzehnten mit Herzblut leben.
„Auf die Plätze, fertig, los“ heißt es auf der 390 Meter langen Strecke bergab bis ins Ziel. Bei der deutschen Meisterschaft in Gerolzhofen im Landkreis Schweinfurt treten 77 Teilnehmer mit ihren selbstgebauten Seifenkisten an. Gefahren wird nach dem Reglement des Deutschen Seifenkisten-Derbys (DKD) – in verschiedenen Klassen: Junior, Senior, XL sowie einer freien Klasse, in der der Kreativität keine Grenzen gesetzt sind.
In manchen Klassen entscheidet die Konstanz der Zeiten über den Sieg, in anderen die pure Geschwindigkeit. Bei den Senior-, XL- und Juniorkisten geht es über vier Wertungsläufe, aus denen die besten 30 Prozent ins Finale einziehen. Am Sonntag folgt die Europameisterschaft nach demselben Prinzip. Entscheidend ist dabei die perfekte Balance zwischen Fahrer und Fahrzeug.
Damit jeder die gleichen Chancen hat, werden die Räder zu Beginn verlost – ein Quäntchen Glück gehört also dazu. Auch Wetterbedingungen wie Sonne oder Regen können die Zeiten stark beeinflussen. Wichtig ist zudem, dass Bremsen, Technik und Verschraubungen den Sicherheitsstandards entsprechen – vor jedem Rennen gibt es eine strenge Abnahme.
Bis zu 60 km/h können die Flitzer erreichen. Doch bei aller Konkurrenz steht der Spaß im Vordergrund. Der Zusammenhalt unter den Teilnehmern ist groß – viele schätzen gerade dieses Miteinander. So beschreibt es etwa Teilnehmer Robin Neuhaus, der neben Ehrgeiz vor allem den Kontakt mit den Menschen vor Ort hervorhebt.
Für viele Fahrer fühlt es sich an, als würden Kindheitsträume wahr werden. Selbst ältere Teilnehmer wie Udo Gaidosch sind seit Jahrzehnten dabei. Seine Seifenkiste besteht aus einer alten Badewanne, die in den 1950er-Jahren noch im Einsatz war – und die heute als Rennflitzer dient.
Am Ende zeigt sich: Beim Seifenkistenrennen in Gerolzhofen geht es um weit mehr als Geschwindigkeit. Geschick, Kreativität und Teamgeist zählen genauso wie die perfekte Abstimmung von Fahrer und Kiste. Ob fantasievolle Eigenbauten, rasante Fahrten bergab oder das Erlebnis, Träume Wirklichkeit werden zu lassen – das Rennen ist ein einzigartiges Zusammenspiel aus Spannung, Spaß und Gemeinschaft.