Vor rund einem Jahr hatte Bosch Rexroth entschieden, die Produktion von Servomotoren in Slowenien zu bündeln und dafür in Lohr am Main bis Ende 2024 rund 180 der 5.450 Stellen abzubauen. Nun soll es auch an den zusammen gehörenden Standorten Schweinfurt und Volkach große Veränderungen geben.
Der Maschinenbauer Bosch Rexroth, allen voran der Produktbereich Lineartechnik, steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen. Man spüre deutlich die Investitionszurückhaltung aufgrund der politischen Situation und der Inflation. Gleichzeitig steige der Wettbewerbsdruck stark, auch durch den Markteintritt von günstigeren Anbietern aus dem asiatischen Raum, so das Unternehmen. Um in diesem schwierigen Marktfeld weiterhin wettbewerbsfähig zu sein, müsse der Standort Schweinfurt neu ausgerichtet werden. In diesem Zuge sollen bis Ende 2028 bis zu 240 Stellen sozialverträglich abgebaut werden. Und damit ist das Unternehmen nicht alleine – die IG Metall spricht von einer prekären Situation in der großen Industrieregion Schweinfurt und über die Grenzen des Landkreises hinaus. Jeden Tag gäbe es aktuell eine neue Hiobsbotschaft, so Reiner Gehring, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt.
Geplant ist, den Standort Schweinfurt als Leitwerk für die Lineartechnik weiterzuentwickeln. Dafür soll beispielsweise ein neues Innovations- und Kundencenter gebaut werden. Zugleich sollen in Schweinfurt und Volkach die Kosten gesenkt, die Fertigung stärker automatisiert und Tätigkeitsfelder an externe Unternehmen und an eigene Standorte in anderen Ländern abgegeben werden. Außerdem will der Maschinenbauer sein Portfolio auf die Bereiche Halbleiter, Medizin- und Pharmatechnik sowie Batterien für die Elektromobilität und Solar ausweiten. In der Pressemeldung heißt es dazu: „Schweinfurt wird in seiner Rolle als weltweites Leitwerk für die Lineartechnik deutlich gestärkt“, so Thomas Fechner, Vorstandsmitglied von Bosch Rexroth und verantwortlich für den Geschäftsbereich Fabrikautomation.
Bosch Rexroth beschäftigt am Standort Schweinfurt rund 1.300 Mitarbeitende sowie weitere 370 im Werksteil Volkach. Aktuell rechnet das Unternehmen damit, bis Ende 2028 bis zu 240 Stellen in der Fertigung, Entwicklung und Verwaltung sozialverträglich mit Hilfe von Altersteilzeit, Vorruhestandsangeboten und Abfindungen zu streichen. Zur konkreten Ausgestaltung sollen nun die Gespräche mit dem lokalen Betriebsrat beginnen. Für Montag ist außerdem eine Betriebsversammlung angesetzt. Unter dem Motto „SOS Kugellagerstadt“ will die IG Metall auf das Verschwinden der Arbeitsplätze in Schweinfurt aufmerksam machen und Politik und Unternehmen auffordern, ihrer Verantwortung für die Region nachzukommen.