Viele Lehrstellen im Kammerbezirk der IHK Würzburg-Schweinfurt sind zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres noch unbesetzt. Der Rückgang der neu unterzeichneten Ausbildungsverträge liegt bei 4,2 Prozent. Dabei nimmt die mainfränkische Wirtschaft aber ein dickes Minus aus dem Corona-Jahr 2020 mit: Damals verzeichneten die Betriebe einen Azubi-Rückgang von 15 Prozent, sagt Dr. Lukas Kagerbauer, IHK-Bereichsleiter Berufsbildung,
“ Wir dachten natürlich, das sind rund 500 Verträge, die müssen irgendwo wieder kommen. Die haben wir leider nicht gesehen. Das heißt: auch wenn die Zahlen nicht deutlich weiter abgesackt sind, können Betriebe die Plätze, die sie ausgeschrieben haben, nicht besetzen.“
Was sind die Gründe für den Azubi-Mangel? Dr. Lukas Kagerbauer nennt einerseits den ungebrochenen Trend zum Studium. Andererseits hätten Corona-bedingt die Möglichkeiten für Berufspraktika und Berufsinformationsmessen gefehlt – und damit die Gelegenheit, junge Leute zu begeistern und ihnen Lust auf eine Berufsausbildung zu machen. Dazu kommt eine allgemeine Vorsicht und Verunsicherung, die zum Beispiel auch dazu führen kann, dass junge Leute den Einstieg in die Berufsausbildung verschieben. Denkbar ist auch, dass die Zahl der freiwilligen Wiederholer von Abschlussklassen gestiegen ist, die so durch Distanz- und Wechselunterricht entstandene Lücken für die Abschlussprüfung schließen wollen.
Doch der Azubi-Mangel heute ist nur ein Aspekt eines größeren Problemes: dem schon seit Jahren prognostizierten und auch schon vorhandenem Fachkräftemangel. Dr. Lukas Kagerbauer sagt: „Das Thema Fachkräftesicherung hängt unmittelbar mit der Ausbildung zusammen. Ausbildung ist Zukunftssicherung. Wenn wir die Leute, die wir hier brauchen nicht ausbilden können, werden wir spätestens in drei, vier, fünf Jahren ein echtes Problem kriegen.“
Auch nach dem 1. September kann man noch in eine Ausbildung einsteigen. Über freie Ausbildungsplätze in Mainfranken informiert die IHK mit der Lehrstellenbörse – online, telefonisch oder persönlich.