Mi., 26.03.2025 , 17:49 Uhr

Stellenabbau in Bad Neustadt – Siemens reagiert auf wirtschaftliche Situation

Die unterfränkische Wirtschaft scheint nicht so recht aus der Krise zu kommen. Nun gibt es die nächste Meldung aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld: Siemens plant unter Anderem am Bad Neustädter Standort Stellen abzubauen.

Kernmärkte für Automatisierung geschwächt

Rund 1800 Mitarbeitende zählt der Siemens-Standort Bad Neustadt derzeit. Das neuere der beiden dortigen Werke gilt laut Siemens als ein digitales Vorzeigewerk. Einen bedeutenden Teil nimmt hier das Automatisierungsgeschäft der sogenannten Digital Industry ein. Und genau die Automatisierung ist der Bereich, in dem Siemens mit Stellenabbau plant. Als Grund führt das Unternehmen in einem schriftlichen Statement auf, dass die globale Nachfrage nach Automatisierung weiterhin intakt sei, sich jedoch die Kernmärkte für Automatisierung (insb. in Deutschland und China) in den vergangenen Jahren deutlich schlechter entwickelt hätten als erwartet. Die Chancen lägen nun beispielsweise eher in den USA oder in Indien. Als Reaktion auf diese Situation wären eine Neuausrichtung des Vertriebs beziehungsweise Kapazitätenanpassungen notwendig – Anpassungen, die Siemens schon im November 2024 angekündigt hatte.

Oliver Mauer, Betriebsratsvorsitzender am Standort Bad Neustadt, sieht jedoch weitaus bessere Möglichkeiten, Transformationsprozesse zu gestalten als Personalabbau zu verkünden:

„Man könnte z.B. Beschäftigungsbrücken bauen, man könnte sich anschauen: Wie schaut denn die Alterstruktur aus? Wie kann ich denn über eine Zeitschiene x Personal über Altersteilzeit möglicherweise ausphasen. Auf der anderen Seite: junge, gut ausgebildete Leute nach der Ausbildung übernehmen oder auch extern einstellen. Die Mannschaft verjüngen, die Belegschaft verjüngen und auszurichten anhand von den Kompetenzen, die künftig in der Industrie gebraucht werden.“

Wohl rund 140 Stellen in Bad Neustadt betroffen

Im Automatisierungsgeschäft sind bei Siemens weltweit rund 5.600 Stellen von den Anpassungen betroffen, davon rund 2.600 in Deutschland bis zum Ende des Geschäftsjahres 2027. Eine offizielle Bestätigung von Seiten des Unternehmens gab es noch nicht, jedoch wird von rund 140 betroffenen Stellen in Bad Neustadt ausgegangen. Daneben stehen etwa auch die nordbayerischen Standorte Erlangen, Nürnberg, Fürth und Amberg auf der Liste – jeweils im Bereich der Automatisierung. Betriebsbedingte Kündigungen schließt Siemens dabei aber aus. Bis sich nun Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite gemeinsam an den Verhandlungstisch setzen, könnte es noch dauern. Doch die Wünsche des Betriebsrats sind jetzt schon klar:

„Wir wollen eine zukunftsfähige Ausrichtung des Betriebs in Bad Neustadt. Wir wollen auch die nächsten 10-15 Jahre hier als Industriestandort in der Region über eine breite Fertigungstiefe, aber auch über die Entwicklung verfügen. Wir wollen damit für die Region Arbeitsplätze erhalten und die Zukunft gestalten und natürlich auch möglichst vielen Beschäftigten eine Perspektive innerhalb von Siemens zu bieten. Und natürlich an der Stelle auch wichtig: Wie die Politik Rahmenbedingungen schafft, dass der Industriestandort Deutschland nachhaltig für Industriebetriebe – unabhängig von Metall/Elektro, auch Pharma und Chemie – interessant bleibt und Beschäftigung hier in der Zukunft erhalten und generiert wird.“

Nun gilt es erst einmal abzuwarten, was bei den Verhandlungen herauskommt. Das letzte Wort könnte in dieser Angelegenheit noch nicht gesprochen sein.

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