Di., 20.05.2025 , 13:42 Uhr

Stolpersteinaktion in Haßfurt - Zum Gedenken an das Schicksal jüdischer Menschen

In Haßfurt werden erneut Stolpersteine verlegt – kleine Gedenktafeln im Gehweg, die an das Schicksal jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger erinnern. Besonders ist, was davor passiert. Wir zeigen warum in der Stadt nun schwarze Figuren stehen und was sie zu bedeuten haben.

Mehr als nur Verlegung

In Gedenken an das Schicksal jüdischer Menschen werden immer wieder Stolpersteine verlegt. So auch zum dritten Mal in Haßfurt – und das bereit zum dritten Mal. An zwei Orten wird an Menschen erinnert, die einst hier lebten und durch die Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Diesmal bleibt es aber nicht nur bei der Verlegung der Stolpersteine.

„Blindspots“

Die Kunstinstallation trägt den Namen „Blindspots“. Sie besteht aus sieben sogenannten Schattenrissen – lebensgroßen schwarzen Umrissen von Menschen, die im Dritten Reich ermordet oder vertrieben wurden. Zu sehen sind sie in dieser Woche an den Häusern, vor denen dann am Sonntag die Stolpersteine verlegt werden. Nur Dekoration sind sie nicht – der Verein verfolgt damit eine klare Botschaft.

Tiefschwarze Silhouetten und bunte Elemente

Auffällig sind dabei nicht nur die tiefschwarzen Silhouetten. Besonders ins Auge fallen die bunten Elemente, die sie in den Händen tragen: ein Regenschirm, ein Buch, ein Fußball oder eine Zeitung. Dazu auf der Brust: ein gelber Davidstern – als Symbol der Stigmatisierung, die den Menschen damals aufgezwungen wurde. Die Schatten wirken lebendig – obwohl die Figuren kein Gesicht haben. Kein Gesicht, weil der Vertreibung und Ermordung der Menschen viele Informationen über ihr Leben in Haßfurt verloren gegangen sind.

Erinnerung an zwei Familien

Erinnert wird dabei an zwei Familien. Abgebildet sind zum einen fünf Menschen der Familie Adler. Diese betrieb ein Kaufhaus und musste das Geschäft 1936 unter Druck verkaufen. Ihnen gelang die Flucht nach Südafrika und Palästina. Das Ehepaar Neuburger fiel dem Holocaust zum Opfer. Sie wurden erst nach Würzburg und dann nach Ostpolen deportiert, wo sie in den dortigen Vernichtungslagern ermordet wurden. Die Kunstinstallation ist damit mehr als nur Begleitprogramm zur kommenden Stolpersteinverlegung – sie ist ein sichtbares Zeichen gegen das Vergessen.

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