In eine Sucht zu rutschen passiert leider öfter als erwartet und von ihr aus wieder zurück ins Leben zu gelangen ist eine Herausforderung an der viele scheitern. Umso wichtiger ist es ein Umfeld zu haben, welches unterstützt und an die Hand nimmt. Ein solches Angebot gibt es seit diesem Frühjahr in Aschaffenburg.
Hilfe zur Selbsthilfe – das ist das Konzept der im März gegründeten Wohngruppe der Caritas im Aschaffenburger Martinushaus. Ihre drei Bewohnerinnen und Bewohner sind allesamt Suchterkrankte, die ihren Weg wieder zurück ins Leben finden wollen. Den ersten Schritt dazu haben sie bereits gemacht. Nun gilt es den Fortschritt aus Entzug und Therapie zu festigen um wieder zurück in den Alltag zu finden ohne Rückfällig zu werden.
„Das sind erwachsene Menschen. Die haben ja auch dieses Leben gelebt. Wir sind nicht stationär. Wir wollen sie nicht, quasi, abhängig von uns machen sondern sie sollen genau dieses Leben wieder führen aber eben in einem Rahmen wo sie wissen: „Da ist immer jemand da. Da werde ich vielleicht auch mal kontrolliert. Das heißt vielleicht komme ich auch mal über den Suchtdruck hinweg weil ich weiß es könnte ne Kontrolle kommen.“ weil die auch eigentlich in nem relativ kurzen Zeitraum, ein bis zwei Jahre, hier wieder ausziehen sollen. Wenn die gewohnt wären da ist ununterbrochen jemand da vor Ort und ich muss nichts mehr alleine machen wären sie danach unselbstständiger wie vorher.“, so Johanna Michel, Leitung betreutes Wohnen in der Suchthilfe.
Tagsüber sind die Bewohnerinnen und Bewohner deshalb bei Maßnahmen wie dem Arbeitsamt oder der Berufsorientierung. Diese wurden vorher zusammen mit dem Personal der Einrichtung geplant. Die Termine sorgen vor allem dafür, dass die Suchterkrankten wieder einen geregelten Alltag bekommen. Das macht einen Rückfall um einiges unwahrscheinlicher. Am Nachmittag und Abend gibt es dann Aktionen wie Gruppen- und Einzelgespräche in denen der aktuelle Stand besprochen wird oder Freizeitaktivitäten. Dieses Engagement wurde nun mit dem Unterfränkischen Inklusionspreis ausgezeichnet.
„Also das Projekt was wir heute mit dem Inklusionspreis des Bezirks Unterfranken ausgezeichnet haben, hat die Jury überzeugt weil es natürlich ein Sinnstiftendes Projekt ist. Weil es Menschen mit Suchterkrankungen Stabilität, einen Rahmen, die es ihnen ermöglicht über kurz oder lang ein Selbstständiges Leben zu führen. Bedarf ist da. Die Zielgruppe ist da und wir haben hier auch hervorragende Örtlichkeiten und eine hervorragende fachliche Betreuung.“, so Thomas Schiebel, Stellvertretender Bezirkstagspräsident
Diese war auch Notwendig. Die Gruppe wurde nämlich erst im März diesen Jahres gegründet. Vorher gab es ein solches Programm zur Wiedereingliederung von Suchterkrankten in die Gesellschaft in Aschaffenburg nicht. Seitdem konnte das Team der Wohngruppe schon erste Erfolge feiern.
„Wir haben jetzt einen Bewohner der jetzt einen Arbeitsvertrag unterschrieben hat. Also ein erster Schritt quasi wieder zurück. Den werden wir dann auch erstmal engmaschig begleiten. Wie ist denn das wenn dann jetzt neue Anforderungen kommen? Aber ich glaub jeder Erfolg den wir so mitfeiern das sind eigentlich die besten Momente. Und wenn vielleicht auch mal Krisen da sind. Dann zu sehen die Leute sagen wirklich auch bescheid weil sie Vertrauen zu uns gefasst haben und wissen: ,,Hey die meinen es gut mit mir“.“, so Michel.
Daher ist es das Ziel der Caritas auf Sicht weitere Plätze anbieten zu können. Der Bedarf danach sei unbestritten. Konkrete Pläne zur Ausweitung der Maßnahme gäbe es aber stand jetzt noch nicht. Aufgrund der begrenzten Kapazitäten kann sich eine Bewerbung jedoch schon jetzt lohnen. Denn um wieder zurück ins Leben zu kommen, ist die Wohngruppe der Caritas der perfekte Ort.