Das beschauliche 300 Seelen-Dorf Ginolfs im Landkreis Rhön-Grabfeld wurde am Sonntag regelrecht von Menschen überrannt. Sie alle wollten dabei sein, wenn die Kühe, Rhönschafe, Ziegen und sogar Alpakas von der Rhön nach unten in die niederen Lagen und ihr Winterquartier zurückkehren. Für die Veranstalter war es im Vorfeld aber eine Zitterpartie. Drei Jahre in Folge fiel die Veranstaltung aus, ob das Event an die Vor-Corona-Zeit anknüpfen kann, bezweifelte der ein oder andere. Gestern war dann aber klar: Die Sorgen waren unbegründet.
Es sind beeindruckende Szenen, die sich am Sonntag im kleinen Ginolfs abgespielt haben. Zwischen 3.000 und 4.000 Schaulustige haben sich auf den Weg in das Dorf gemacht, um beim Weideabtrieb dabei zu sein. Ein Bild, das auch die Veranstalter nicht mehr so schnell aus dem Kopf bekommen. Doch so beeindruckend der Anblick der Menschenmassen auch war, im Mittelpunkt standen die Tiere. Um sie drehte sich beim Weideabtrieb schließlich alles. Von ihren Schäfern und Besitzern wurden sie von ihren Weideplätzen auf der Rhön an den Zuschauern vorbei in die tieferen Lagen geführt. Ein Spektakel, das in unserer Region einzigartig ist – und auch noch gar nicht so alt.
Den Veranstaltern geht es nämlich in erster Linie nicht darum, das Festzelt möglichst voll zu bekommen, sondern den Menschen die traditionelle und vor allem auch nachhaltige Viehhaltung näher zu bringen. So standen auf dem Gelände zahlreiche Landwirte und Schäfer den Interessierten Rede und Antwort und auch in der Moderation des Weideabtriebs wurde die ein oder andere Information vermittelt. Zum Beispiel, warum die Tiere eigentlich immer noch so wie früher auf der Rhön gehütet werden. Für dieses Jahr ist damit nun Schluss, doch die Hausmeister der Rhön werden auch im nächsten Jahr wieder ihrer wichtigen Aufgabe nachgehen. Bis die Schafe, Kühle, Ziegen und Alpakas dann im Oktober wieder ihre Weideplätze verlassen und an tausenden Schaulustigen vorbei in ihr Winterquartier gebracht werden. Denn nachdem gestern klar war, dass der Weideabtrieb selbst nach einer dreijährigen Pause noch so beliebt ist, ist eine Wiederholung der Veranstaltung im Jahr 2024 quasi schon sicher.