Wenn es uns Menschen mal im Rücken zwickt oder nach einem Kreuzbandriss das Knie wieder hergestellt werden soll, dann gehen wir zur Physiotherapie. Dort wird viel geknetet, aber mindestens genau so viel geredet. Wo ist der Schmerz? Wie sehr tut es weh? Ist es ein Ziehen oder eher ein Stechen? In der Regel können die Patienten darauf mehr oder weniger präzise Antworten. Und Tiere? Die grundlegenden Gemütszustände zu erkennen und im Hinsicht auf Schmerzen zu deuten, erfordert viel Zuwendung und Erfahrung. Christine Gricius ist Tierphysiotherapeutin im Würzburger Stadtteil Grombühl. Ihre Arbeit beruht auf fachlicher Expertise und tierischer Empathie. Sie hat eine Ausbildung zum veterinärmedizinischen Physiotherapeuten, genannt „vmpt“ absolivert. Außerdem zum CCRP, der einzigen international anerkannten Fortbildung, um sich in den Bereichen Physikalische Medizin, Rehabilitation und Sportmedizin für Hunde zu spezialisieren. Seit ihrem 17. Lebensjahr arbeitet sie beim Tierarzt.
Die Therapiemethoden sind dabei individuell auf ihre Patienten ausgerichtet. Hündin Kuma zum Beispiel hat in beiden Knien Kreuzbandrisse erlitten. Nachdem Christine Gricius das schmerzbedingt fehlerhafte Bewegungsmuster analysiert hat, wählt sie die Behandlung: ein Laufband unter Wasser. Das Aquarium-artige Gerät ist für die Hündin nicht alltäglich. Mit Geduld muss sie daran gewöhnt werden, denn es lohnt sich: da unter Wasser nur 60% des Körpergewichts auf den Gelenken lasten, ist es eine schonende Art der Reha.
Chihuahua Jack ist vom Sofa gefallen. Seither plagen ihn üble Schmerzen. Abhilfe schafft eine Laserbehandlung – inklusiver schicker Schutzbrille. Es ist auch die Dankbarkeit ihrer tierischen Patienten und deren Besitzern, die den außergewöhnlichen Arbeitsalltag von Christine Gricius prägen. Von Anerkennung zeugt auch ihr Terminkalender: vor Patienten kann sie sich kaum retten.