Ein Sommer ohne Mozart, das ist in Würzburg kaum denkbar. Denn die barocke Residenzstadt ist das Zuhause des größten Mozartfestivals Deutschlands. Mit einer feierlichen Eröffnung hat das traditionsreiche Klassikfest am vergangenen Freitag wieder begonnen – mit zahlreichen klassischen Werken, die aber immer auch im Dialog mit der Gegenwart stehen.
Wenn der rote Teppich vor der Würzburger Residenz ausgerollt wird und die Fanfaren in die historischen Säle rufen, dann ist es wieder so weit: Das Mozartfest wird feierlich eröffnet. Jedes Jahr im Frühsommer verwandelt es die Stadt in eine große Bühne für klassische Musik – und das nun schon zum 104. Mal. Unter dem Motto „Aber durch Töne: Freund Mozart“ rückt das Festival in diesem Jahr das Thema Freundschaft in den Mittelpunkt.
„Und da befragen wir ihn nicht biografisch als Person. Mit wem war er befreundet? Sondern Wie klingt Freundschaft? Die ästhetische Dimension interessiert uns. Wie gelang es seiner Musik bis heute, für uns Nähe zu schaffen? Warum ist uns diese Musik nahe, die ja 250 Jahre alt ist? Und wie kann sie mit Menschen verbinden? Und wie kann Licht und Schatten, die ja in Mozarts Musik sind, trotzdem eine Umarmungsgeste sein? Diese Musik für alle Menschen sein? Und Mozart ist der meistgehörte klassische Komponist weltweit. Was hat das auf sich? Woher kommt das? Und all diese Ambivalenzen, auch von Freundschaft wollen wir befragen.“, erklärt Intendantin Evelyn Meining.
Solche Freundschaften pflegt auch die Stadt Würzburg: Zum Stadtempfang waren nicht nur zahlreiche prominente Gäste gekommen, sondern auch viele Vertreterinnen und Vertreter der Partnerstädte, die Oberbürgermeister Christian Schuchardt herzlich begrüßte. Und auch Würzburg selbst zeigte seine Nähe zum scheidenden Oberbürgermeister – mit Standing Ovations. Schuchardt werde dem Festival aber treu bleiben, scherzte, dass er künftig ein paar Reihen weiter hinten sitzen wolle – da habe man einen besseren Blick auf das Deckenfresko.
Wie unterschiedlich Freundschaften, aber auch klassische Musik aussehen können, zeigte das Programm des Eröffnungskonzerts mit dem Ensemble Resonanz unter der Leitung von Riccardo Minasi und den beiden Artistes étoiles: dem Bratschisten Nils Mönkemeyer und dem Pianisten William Youn. Gespielt wurden Werke von Mozart, der Mozart-Zeitgenossin Marianna von Martines und von Manfred Trojahn. Trojahn, in diesem Jahr Porträtkomponist, hat Mönkemeyer und Youn sein Werk „Trame lunari“ buchstäblich auf den Leib geschrieben. Mit seinem dumpfen Grummeln und grellen Tonspitzen bildet es einen deutlichen Kontrast zu den übrigen Stücken des Abends.
„Also für mich ist Mozart ja jemand, Mozart schreibt für uns Menschen und er liebt die Menschen und er möchte kommunizieren und er war immer neugierig darauf, was die Kollegen und Kolleginnen gemacht haben und was andere Musikerinnen und Musiker machen. Und ich glaube, das ist das, was dieses Mozartfest so besonders macht, dass wir alle sind neugierig und offen. Und wir wollen neue Erlebnisse, Menschen in einen aufnehmen und treffen und uns verbinden. Und darum geht es bei diesem Mozartfest besonders dieses Jahr.“, so der Bratschist und Artiste étoile Nils Mönkemeyer.
Mit Pianist William Youn verbindet Mönkemeyer eine langjährige und musikalisch sehr erfolgreiche Freundschaft: Seit 17 Jahren gehen die beiden einen gemeinsamen Weg. Dieses Duo macht das Motto des Abends auf ganz besondere Weise erlebbar:
„Es ist immer anders, aber ich habe ein vertrautes Gefühl, wenn ich mit Nils auf der Bühne bin. Dass er mir zuhört und ich höre ihm zu. Und dann entfaltet sich ein Dialog auf der Bühne.“, schwärmt Pianist und Artiste étoile William Youn.
Noch bis zum 22. Juni lädt das Mozartfest zu rund 90 Konzerten an über 30 Orten ein – mal klassisch, mal überraschend: Mit internationalen Top-Orchestern, aber auch mit jungen Talenten von TikTok. In prunkvollen Sälen, auf der Straße oder sogar in Würzburger Wohnzimmern – eine vielfältige Mischung, die jedes Jahr rund 36.000 Musikfans anzieht. Wer also noch ein Ticket möchte, sollte sich nicht allzu viel Zeit lassen.