Wer in Würzburg oft über die alte Mainbrücke läuft, kennt es vielleicht bereits – ansonsten wirkt es eher unauffällig. Mit dem Zunfthaus der Fischerzunft befindet sich im Mainviertel ein wahrlich geschichtsträchtiger Ort. Hier wird die langjährige Historie der Zunft beleuchtet – und weiterhin am Leben gehalten.
Wie wurde früher der Main in Würzburg befischt und wie schaut das ganze eigentlich heute aus? Will man Antworten auf Fragen dieser Art, ist man bei der Fischerzunft in Würzburg gut aufgehoben. Denn die ist mit ihrer inzwischen mehr als 1000-jährigen Geschichte fest in der Stadt verankert. Eine Zunft hat früher das Zusammenleben geregelt – am ehesten vergleichbar ist das mit der heutigen Handwerksinnung. Hier war die Hauptaufgabe natürlich das Fischen mit anschließender Vermarktung. Doch das war nicht das ganze Jahr über möglich. Da die Fischer ihre Familien zu ernähren hatten, mussten sie auf andere Tätigkeiten ausweichen, wie auch Obermeister Andreas Gugel weiß. Alternativ schöpften die Fischer Sand für Bauarbeiten, brachen Eis auf dem Main für die Eiskeller der Stadt oder boten Fährdienste für die Bürger an.
Hinzu kamen etwa noch die Hochwasserhilfe oder die Bedienung der alten Schleuse. Zentraler Punkt der Fischerzunft ist das Zunfthaus in der Saalgasse, direkt neben der alten Mainbrücke. Das erste Zunfthaus aus dem Jahr 1559 wurde 1853 durch den Neubau in der Saalgasse ersetzt. Dieser wurde allerdings im zweiten Weltkrieg zerstört und später an gleicher Stelle neu errichtet. Zwar ist ein Großteil der Sammlung beim Angriff auf Würzburg den Flammen zum Opfer gefallen, jedoch konnte auch einiges gerettet werden. Im Laufe der Zeit wurden weitere Stücke zusammengetragen, sodass es nun in den Räumlichkeiten der Zunft eine beachtliche Sammlung zu bestaunen gibt. So etwa Fischerei-Werkzeug, das in den früheren Jahren zum Einsatz kam, diverses Kunsthandwerk rund ums Fischen oder die alte Zunftfahne, welche für viel Geld restauriert wurde. Auch heutzutage haben die 42 Zunftmitglieder neben Pflege des Besitzes noch viele Aufgaben zu erledigen – beispielsweise den sogenannten Besatz. Die Fische für den Besatz werden von Zuchtbetrieben angeliefert. Dann fahren die Leute aus der Zunft mit einem Schelch raus auf den Main und verteilen die Fische gleichmäßig im Wasser. Letztlich hat sich die Arbeit so hin zum Naturschutz entwickelt.
Möchten Hobby-Angler im Main angeln, müssen sie sich erst eine entsprechende Genehmigung bei der Zunft einholen. Denn die hat von Veitshöchheim bis Sommerhausen das Fischereirecht auf dem Main inne. Öffentlichkeitsarbeit findet in Form verschiedener Aktionen statt: Einmal im Jahr führt die Fischerzunft einen Traditions-Fischmarkt in der Stadt durch. Hierbei steht nicht der Gewinn im Vordergrund, sondern die historische Darstellung, wie früher der Fisch auf dem Markt verkauft wurde. Und natürlich ist auch das Fischerstechen ein beliebter Brauch, der sich bis heute gehalten hat und entsprechend gefeiert wird. Man sieht also es ist noch Leben in der alten Zunft. Wer tiefer in deren Geschichte eintauchen möchte, kommt vorbei und macht sich selbst ein Bild – möglich jeden ersten Sonntag im Monat von 11-13 Uhr oder auf Anfrage bei einem individuellen Termin.