Er ist ein echter Landschaftsarchitekt mit beeindruckender Wirkung – der Biber. Was er mit seinen Zähnen schafft, verändert ganze Ökosysteme. Gemeinsam mit dem BUND Naturschutz waren wir heute unterwegs und haben uns ein Biotop angesehen, das der Biber maßgeblich mitgestaltet hat. Dabei wird deutlich: Gerade in Zeiten des Klimawandels ist sein Beitrag wichtiger denn je.
Ruhig liegt der Tümpel in der Mittagssonne da, hier und da hört man Frösche quaken oder sieht man ein paar Libellen summen. Doch der Baumeister dieses artenreichen Biotops zwischen Hollstadt und Junkershausen im Landkreis Rhön-Grabfeld bleibt lieber unentdeckt. Dabei sind heute alle nur wegen ihm hier, denn der BUND Naturschutz hat zum Vor-Ort-Termin eingeladen um die herausragende Arbeit des Bibers hervorzuheben:
„Den Wasserrückhalt, den wir hier sehen oder das Wasser selbst, was wir hier sehen, wird aus Quellen gespeist und würde normalerweise innerhalb von einer halben Stunde abfließen Richtung Fränkische Saale, also talwärts. Und somit wird das Wasser, was hier aufgestaut ist, zurückgehalten. Wird über zehn Stunden bis hin zu zehn Tagen hier gehalten und fließt einfach durch die Durchlässigkeit der Dämme dann mäßig ab. Damit haben wir ein Rückhalt in der Fläche. Einmal für die Bereiche der Landwirtschaft links und rechts, unmittelbar sowie für alle Wildtiere, die hier von dem normalen Trockenfallen der Bäche bei der momentanen Witterung hier natürlich davon profitieren, überhaupt noch was zu saufen zu bekommen.“, so Klaus Steiner, Örtlicher Biberberater im Landkreis Rhön-Grabfeld.
Doch nicht alle freuen sich über den pelzigen Wasserbauer. Dort, wo Biber Felder unter Wasser setzen oder Bäume fällen, kann es zu Konflikten mit Landwirten kommen. Auch in Kläranlagen oder an Fischteichen sorgt der Biber gelegentlich für Ärger. So wurden im vergangenen Jahr über 2.800 Biber in Bayern entnommen. Einige Entnahmen wären wohl vermeidbar gewesen, hätte man Maßnahmen wie Dammabsenkungen, Dammentnahmen oder ähnliches vorgezogen, schätzt die Bibermanagerin Berit Arendt. Denn wie der Name der Artenschutzrechtlichen Ausnahmeverordnung schon sagt, sollte die Entnahme das letzte Mittel und damit eben auch die Ausnahme sein.
„Mir fehlt da sehr oft der Weitblick, der wirklich auch in die nächsten Jahre hineingeht, wo man sagt okay, was richten wir dann eigentlich wieder an? Nur zu sagen, wir haben einen guten Erhaltungszustand. Der Biber, so wird es ja dann oft dargestellt, da könne man mal was regulieren, muss ich ganz klar sagen. Ein guter Althaltungs zustand ist notwendig, damit eine Art auch resilient sein kann, dass sie auch bestehen kann bei sämtlichen Einflüssen, die da auf sie eindringen können und ja, ich sage immer Einzelfallentscheidung und die Natur muss es uns wert sein, dass wir im Einzelfall entscheiden. Also sparen sollten wir vielleicht woanders.“, so Berit Arendt, Bibermanagerin für Nordbayern, BUND Naturschutz.
Nicht immer baut der Biber wie hier eine deutlich sichtbare Biberburg oder gar einen Damm. So gibt es fast unbemerkt alleine in der Saale rund 40 Reviere, in der Streu sind es zudem rund 20. Und immer wieder gibt es auch Nebengebiete, wie hier im Biotop bei Hollstadt. Dabei galt der Plattschwanz vor rund 150 Jahren in Bayern noch nahezu als ausgerottet – gejagt wegen seines Fells und Fetts. Dank intensiver Schutzmaßnahmen und Wiederansiedlungsprojekte leben heute wieder rund 30.000 Tiere in Bayern – Tendenz steigend. Und trotzdem brauche keiner Angst vor einer Überpopulation
„Er reguliert sich selbst dadurch, dass die Biberfamilie, die ein Revier rein theoretisch besiedelt und im Lebenszyklus 8 bis 12 Jahre fest im Griff hat. die sorgen grundsätzlich dafür, dass keine anderen Biber reinkommen, sondern es bleibt nur die Familie da. Die Familie vermehrt sich als eins der langsamsten sich vermehrenden Tierarten bei uns in Deutschland. Hat nur einen Wurf im Jahr und zwischen zwei und drei Tieren. Dort wirken die Mortalitäten auf den Biber: Verkehr, Umwelt, Raubwild. Weil nicht jeder erwachsene Biber wird natürlich geschlagen. Aber die jungen Biber oder die wandernden Biber fallen der Mortalität zum Opfer. Somit kommen wir oft dazu, dass nicht ein Biber des Wolfes überlebt. Nur beide Tiere bleiben im angestammten Revier.“, so Klaus Steiner, Örtlicher Biberberater im Landkreis Rhön-Grabfeld.
Gerade in Zeiten des Klimawandels mit zunehmender Trockenheit übernehmen die Biber eine wichtige Funktion: Ihre Bauwerke wirken wie natürliche Wasserspeicher. Sie puffern kleine Hochwasser ab, führen dem Grundwasser Nachschub zu und schaffen Lebensräume für unzählige Arten.
„Gerade in der Landschaft, die intensiv genutzt wird, äh, was ist denn da noch vorhanden an Insekten, an Bodenlebewesen, an in den Gräben, an Wasserlebensraum? Was steht denn da noch zur Verfügung? Es ist nichts da. Und diese Biotope, die der Biber schafft, sogar aus, ich sage jetzt mal einem popligen Graben ein Gewässer zu zaubern, wo auf einmal Libellen erscheinen, wo Wasservögel zu finden sind, Amphibien wieder ablaichen können. Also wenn wir das nicht verstehen, dass das, dass das notwendig ist, dass man das brauchen Vielfalt bedeutet, Diversität bedeutet Sicherheit.“, so Berit Arendt, Bibermanagerin für Nordbayern, BUND Naturschutz.
Der Biber gilt als Erfolg aus Sicht des Naturschutzes – einer, bei dem auch das Miteinander von Mensch und Tier immer wieder neu verhandelt werden muss.