Durch den technischen Fortschritt befindet sich die Medizin in stetigem Wandel: So wurde etwa 1949 die erste Chemo-Therapie gegen Krebs zugelassen, 1971 wurde die erste CT-Aufnahme an einem Menschen gemacht und im Jahr 2000 kam die Stammzellentechnologie auf – nur, um einige Meilensteine zu nennen. Ein nächstes großes Kapitel in der Patientenversorgung sind Operationen mithilfe von Robotern – und hier spielt das orthopädische Krankenhaus Schloss Werneck in der Champions-League mit.
Höchste Konzentration im OP-Saal, wenn das medizinische Personal vom Krankenhaus Schloss Werneck eine Knieendoprothese einsetzt. Das Bemerkenswerte dabei: Die Ärztinnen und Ärzte werden bei dem Eingriff von einem sogenannten MAKO-Roboter unterstützt. Und das schon seit einer geraumen Zeit: Ganze 10.000 dieser robotergestützten Knie- und Hüftoperationen wurden bereits erfolgreich an der Klinik im Landkreis Schweinfurt durchgeführt. Ein großer Meilenstein für das Krankenhaus, so der Ärztliche Direktor Christian Hendrich. Daher hatte man zur gemeinsamen Feierstunde im Schloss eingeladen, bei der Vertreterinnen und Vertreter aus Medizin und Politik zusammengekommen waren. Nur drei Kliniken weltweit haben diese Zahl erreicht – in New York, in Florida und eben in Werneck.
Aber wie kam es dazu, dass das vergleichsweise eher kleinere Krankenhaus in Werneck diese Vorreiterrolle eingenommen hat? Ausgangspunkt war ein Orthopäden-Kongress in den USA. Das Team um Christian Hendrich habe sich daraufhin bereits 2013 mit der MAKO-Technologie beschäftigt und sei somit so etwas wie ein Trendsetter in Deutschland gewesen, erklärt der Klinikdirektor. Auf europäischer Ebene habe man damit als Erster das ganze Knie bearbeiten dürfen. Ein großer Vorteil des Roboters ist die erhöhte Präzision: Während der Mensch selbst aktiv sägt, passt der Roboter mit seiner überlegenen Genauigkeit sozusagen auf ihn auf – eine perfekte Partnerschaft also. Somit lässt sich ein optimaler Sitz der Prothese erreichen und das ist die Voraussetzung für ein schmerzfreies Leben mit einem künstlichen Gelenk.
„Die Operationen dauern ungefähr gleich lang, aber wir eröffnen nicht die Markhöhlen. Wir haben viel weniger Anbauteile am Knie. Das, was bei der Operation erfolgt, ist deutlich weniger. Und wir können das ganze an die individuelle Anatomie des Patienten perfekt anpassen. Und das sehen wir dann als unmittelbares Ergebnis: Der Patient hat deutlich weniger Komplikationen, weniger Schmerzen und fast keinen Blutverlust mehr. Eine Bluttransfusion nach einem künstlichen Knie ist bei uns heute eine Rarität“, erklärt der Ärztliche Direktor Prof. Dr. med. Christian Hendrich.
Und auch die Verweildauer der Patientinnen und Patienten nimmt dadurch stark ab: Waren es früher durchschnittlich noch 13 bis 17 Tage in der Klinik, ist diese Zahl nun auf rund 4 Tage geschrumpft. Es steht die Frage im Raum, warum also nicht alle Kliniken mit dieser Technologie operieren. Der Grund liegt wohl wie so oft bei den Kosten. Die Nutzung des Roboters bedeutet einen höheren technischen und logistischen Aufwand für das jeweilige Haus. Nur bei entsprechend hohen Fallzahlen lohnt sich also auch der Einsatz. In Werneck blickt man nun weiter positiv nach vorne: Man werde künftig auch mehr Hüften mit dem System operieren, so Hendrich. Aktuell operiere man mit dem Roboter nur die besonders schwierigen Hüften. Zudem seien auch Applikationen für Schulter und Wirbelsäule in unmittelbarer Vorbereitung.
„Wir haben heute einen halben Roboter für die Wirbelsäule in Betrieb genommen. Bei uns wird an der Wirbelsäule nicht mehr der Rücken aufgeschnitten, sondern die Schrauben werden durch die Haut gesetzt und das ist für den Patienten natürlich ein unglaublicher Vorteil, weil einfach der ganze Eingriff viel weniger invasiv ist. Der Patient ist schneller auf den Beinen“, so Hendrich.
Vielversprechende Aussichten also am Schloss Werneck. Aussichten, die den vielen Betroffenen die Angst vor Eingriffen dieser Größenordnung nehmen könnten. In diesem Sinne also: Applaus für den Fortschritt und auf die nächsten 10.000 erfolgreichen Operationen.