Der Begriff „Social Entrepreneurship“ ist in der Startup Szene zu Hause. Es bedeutet soviel wie „Soziales Unternehmertum“, wobei drei Kriterien angelegt werden:
„Social Entrepreneure“ sind GründerInnen von innovativen Sozialunternehmen, die mit innovativen Produkten oder Dienstleistungen soziale oder ökologische Probleme lösen. Sophia Kiefl begleitet und berät Social Startups mit einem eigens entwickelten Coaching Programm. Sie sagt: „Es gibt drei Punkte, die Social Startups erfüllen müssen. Das eine ist, dass es eine unternehmerische Tätigkeit ist, dass Produkte oder Dienstleistungen angeboten werden und damit gewirtschaftet wird. Das zweite ist, dass ein sozialer Mehrwert erfüllt wird. d.h. als Startup ein sozialer Auftrag. Neben dem Geschäftsmodell gibt es ein Wirkungsmodell, dass ich auch analysiere und monitore. Und das dritte ist die sogenannte Gouvernance Dimension, d.h. dass Kontrollmechanismus gibt, dass Stakeholder beteiligt werden, also eine hohe Partizipation und dass es diesen Kontrollmechanismus gibt, damit das Unternehmen nicht so einfach verkauft werden und seinen sozialen Zweck vergessen kann.“
Denn das ist der Unterschied zu konventionellen Startups: diese können eine sogenannte Exit-Strategie verfolgen, das heißt: möglichst viel Kapital von Investoren wird eingesammelt, das Startup wächst schnell und ist rentabel, dann wird es mit möglichst hohem Gewinn verkauft. Soziale Entrepreneure erwirtschaften auch Gewinne, aber diese sind „nur“ Mittel für die Erfüllung des sozialen oder ökologischen Zwecks. Häufig wird gedeckelt, wieviel Geld aus dem erwirtschafteten Gewinn die Unternehmer für sich nehmen dürfen. Der Gewinn wird in den sozialen oder ökologischen Zweck investiert.
Sociale Entrepreneure gibt es in vielen verschiedenen Formen. Bekannt sind Inklusionsbetriebe, wie zum Beispiel das Cafe Perspektive in Würzburg, in dem Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen einen Arbeitsplatz haben. Ein anderer Ansatz für Sozialunternehmen: die Besonderheiten betroffener Personengruppen werden genutzt, um ein neues Produkt oder Dienstleistung anzubieten, zum Beispiel das Unternehmen querstadtein: Obdachlose machen Stadtführungen und bringen ihre Perspektive auf die Stadt den Gästen nahe. Eine weitere Möglichkeit: Unternehmensgewinne werden gespendet oder das große Feld der Startups im ökologischen Bereich, zum Beispiel im Re- und Upcycling, wie zum Beispiel das Würzburger Startup „Age of Plants“
Als Mitglied im bundesweiten Netzwerk für Social Entrepreneurship (SEND) stellt Sophia Kiefl fest, dass insbesondere die jüngere Generation das ökologische Thema stark in ihren unternehmerischen Innovationen bearbeitet. „Das heißt aber nicht, dass nur junge Leute social Startups gründen können, das ist gar nicht der Fall. Gerade wenn es so in das Thema soziale Innovation geht, gibt es Leute die aus der Sozialen Arbeit kommen, die ganz viele tolle, kreative Lösungsansätze haben für Probleme, an denen sie ganz nah dran sind“ so Sophia Kiefl
Im bayernweiten Vergleich sind innovative Sozialunternehmen in der Gründerszene im Norden bisher noch nicht stark vertreten. Doch Sophia Kiefls Einschätzung zufolge ist hier eine gute Entwicklung zu erwarten. Nicht zuletzt Einrichtungen wie das TGZ, IGZ, IHK und ZDI tragen zu einer lebendigen Gründerszene bei, die ein gutes Klima für soziales Unternehmertum schafft.