Di., 27.06.2023 , 18:50 Uhr

Unterwegs mit einem Blindenführhund – Barrierefreiheit in der Stadt

Mehr Möglichkeiten durch Blindenführhund

Sich ohne Sehkraft durch die Stadt bewegen. Schwer vorzustellen, oder? Da ist es doch gut, wenn Sie einen Vierbeiner zur Seite haben, der Sie sicher von A nach B bringt. Mario Gomez ist in seinem 26. Lebensjahr erblindet. Seitdem verlässt er sich unter anderem auf die Hilfe von Blindenführhunden. Die fertig ausgebildete Fyola ist bereits seine vierte Hündin – seit September 2021 sind die beiden ein Team. Im Vergleich zum Blindenstock ist die Arbeit mit Hunden ein himmelweiter Unterschied. Dennoch ist der Gang durch die Innenstadt auch mit Schwierigkeiten verbunden.

Der Hund muss zum Halter passen

Zuhause oder draußen in der Natur darf Fyola einfach ein ganz normaler Hund sein. Nur wenn sie das Hundegeschirr trägt, ist sie im Arbeitsmodus – dann ist ihr klar, dass sie Mario Gomez helfen muss. Fyola ist eine Bouvier des Flandres Dame, sie stammt also von den holländischen Hütehunden ab. Die Führausbildung selbst dauert etwa 6 bis 9 Monate. Doch schon bei den Welpen wird in der Anfangsphase danach geschaut, welches Energieniveau zu welchem Halter passt.

Komplexes Training

Ein Paar aus Hundehalter und Blindenführhund wird als Führgespann bezeichnet. Bis Mario und Fyola ein eingespieltes Team waren, hat es schon einmal drei bis sechs Monate gedauert. Bei der Gespannsprüfung testen ein Amtsveterinär, ein Tierarzt und ein Vertreter des Blindenbundes, ob Hund und Halter zusammen losziehen dürfen. Das kann man sich ungefähr so wie bei einem TÜV-Stempel vorstellen. Zuvor beginnt das Training in kleinen Schritten, denn zuerst muss sich der Hund einmal an das Geschirr gewöhnen und auf Boden- und Seitenhindernisse achten. Im Durchschnitt kann ein Blindenführhund bis zum zehnten Lebensjahr dieser Arbeit nachgehen, dann entscheidet ein Tierarzt gemeinsam mit dem Halter über das weitere Verfahren. Ausflüge in die Innenstadt werden für Mario häufig zu kleinen Abenteuern. Mit einer Reihe von festen Befehlen hat das Gespann aber noch immer seinen Weg gefunden.

Leitstreifen freihalten, bitte!

Auch wenn sich in der Würzburger Innenstadt schon einiges getan hat, gibt es gerade an den viel besuchten Plätzen noch einige Verbesserungsmöglichkeiten. Vor allem der Leitstreifen ist ein leidiges Thema. Zum Teil stoßen die Entscheidungen der Stadt bei Mario Gomez auf Unverständnis. Die Farbe der Streifen spielt dabei auch eine wichtige Rolle. Wir als sehende Mitmenschen können ganz einfach Rücksicht nehmen, indem wir die Leitstreifen großzügig freihalten und die Hunde in Ruhe ihre Arbeit machen lassen. Die Stadt Würzburg dagegen könnte noch einmal entsprechende Punkte in der Innenstadt überdenken und den ein oder anderen Taler für einen Ausbau der Barrierefreiheit zurücklegen. Auf dass letztlich jeder sicher ans gewünschte Ziel kommt.

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