Viele Menschen auf der ganzen Welt wollen der Ukraine helfen. Es wird gesammelt und gespendet – das Problem ist manchmal die fehlende Koordination und das Wissen, was die Menschen in der Ukraine gerade am dringendsten benötigen. Am vergangenen Freitag ist in Lohr am Main ein Konvoi in die Ukraine aufgebrochen, beladen mit den Hilfsgütern, die genau da ankommen, wo sie gebraucht werden. Letzte Besprechung in Lohr am Main am Freitagnachmittag. In wenigen Minuten ist Abfahrt. Funkgeräte werden verteilt, damit der Kontakt nicht abreißt. Eine lange und nicht ungefährliche Fahrt steht den freiwilligen Helfern bevor. Ausgestattet mit Hilfsgütern, medizinischer Versorgung und Dolmetschern startete schon der zweite Konvoi zur polnisch-ukrainischen Grenze.
Kein gut gemeinter Aktionismus, sondern strategische Planungen nach genauen Absprachen im Vorfeld: über einen Kontaktmann in der Ukraine bekamen die Helferinnen und Helfer im Landkreis Main-Spessart detaillierte Listen, was im Kriegsgebiet benötigt wird. Keine Altkleidersammlung, sondern dunkle Kleidung fürs Militär, hoch kalorische haltbare Nahrungsmittel, wie Powerriegel und Schokolade, die an die Soldaten an der Front verteilt werden. Verbandmaterial, Schmerzmittel – aber auch Kuscheltiere, Babynahrung und Decken. Die Pakete sind in drei Sprachen beschriftet: polnisch, ukrainisch und deutsch. Die Initiative in Lohr hat mit einer Sammelaktion von zwei Unternehmern aus Lohr begonnen und ist innerhalb kürzester Zeit auf etwa 60, 70 Helfer gewachsen. Marcus Schulz – ebenfalls Unternehmer – hat sich angeschlossen und die Koordination übernommen. Vor der Abfahrt war es notwendig mit den Behörden, insbesondere dem Ankerzentrum in Geldersheim zu kommunizieren, welche und wie viele geflüchtete Personen mit dem Hilfstrupp aus der Ukraine nach Unterfranken zurückkehren.
Der am Freitagnachmittag gestartete Konvoi kam Sonntagnacht am Ankerzentrum Geldersheim an. Mit dabei 25 Kinder und Frauen aus der Ukraine. Eine dritte Fahrt sei bisher nicht vorgesehen. Die Aktionen sind auch für die Helfer kräftezehrende Herausforderungen. Unterstützung, sagt Marcus Scholz bietet er jedem an, der helfen will – unter einer Bedingung: er fördere nur strukturierte und durchdachte Aktionen, bei denen sich alle bewusst sind: hier geht es um Verantwortung für Menschenleben.