Am 20. Juli 1944 kam es zum bedeutendstem Umsturzversuch des militärischen Widerstandes in der NS-Zeit. Claus Schenk Graf von Stauffenbergs Attentat auf Adolf Hitler missglückte – der Staatsstreich war gescheitert. Noch in der Nacht auf den 21. Juli wurde Stauffenberg zusammen mit drei Vertrauten standrechtlich erschossen. Einige Jahre nach Kriegsende entflammt die Diskussion: War der Widerstand Verrat oder doch rechtens? In Würzburg ist aktuell eine Ausstellung zu Gast, die sich genau diesem Thema widmet.
Wer war Fritz Bauer? Den Namen des Stuttgarter Juristen wird der ein oder andere schon gehört haben. Ein wichtiger Teil seines Schaffens war die Rehabilitierung der Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944. Denn ein gewisser Otto Ernst Remer bezeichnete 1951 beim Wahlkampf für seine noch junge Sozialistische Reichspartei den Widerstand als Landesverräter. Äußerungen, für die der ehemalige Generalmajor knapp ein Jahr später am Braunschweiger Landgericht angeklagt wurde. Diesen bedeutenden Prozess nimmt die Wanderausstellung „Verräter oder Helden“ genauer unter die Lupe, konzeptioniert von Dr. Claudia Fröhlich.
Der Remer-Prozess erfuhr seiner Zeit große Aufmerksamkeit in der Gesellschaft. Anfang der 50er-Jahre galten die Widerstandskämpfer weitläufig als Verräter. Heute, 80 Jahre nach der Auflehnung Stauffenbergs und seiner Kameraden, erfährt die Gruppe aber die verdiente Würdigung durch die Bundesrepublik. Eine Beschäftigung mit dem Widerstandsbegriff sei aktuell wichtig, da er heute viel zu inflationär benutzt würde, so Claudia Fröhlich.
Bei „Verräter oder Helden?“ handelt es sich um eine Wanderausstellung, die 2022 für die Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin erstellt wurde. Dass die Ausstellung nun in Würzburg Halt macht, ist der Kreisau-Initiative Würzburg zu verdanken. Seit 30 Jahren organisiert der Verein unter anderem Veranstaltungen, die der Zivilcourage dienen. Zudem pflegt die Initiative die Freundschaft zu Polen. Wer nun mehr zum Remer-Prozess erfahren möchte, hat noch bis zum 23. August Zeit, in den Räumlichkeiten der Sparkasse Würzburg vorbeizukommen. Dann wandert die Ausstellung zurück nach Berlin und schließlich weiter in die nächste Stadt.