Auch wenn sie auf den ersten Blick nicht so aussehen: aus diesen Trauben entsteht eine Delikatesse. Dafür geht es mit einer kleinen Truppe von fünf Personen am frühen Morgen um sieben Uhr in klirrender Kälte nach Thüngersheim zur Eisweinlese. Wie der Name schon vermuten lässt, müssen die Beeren bei eisigen Temperaturen gepflückt werden. Es sind mindestens Minus sieben Grad nötig, damit die Trauben auch komplett durchgefroren sind. Je früher das im Jahr passiert, desto besser. Die fleißigen Helfer trotzen der Kälte an diesem besonderen Morgen mit ausreichend Kleidung – und jeder Menge gute Laune.
Gesunde Trauben, die noch nicht von Edelfäule befallen sind, stellen eine Grundvoraussetzung dar. Beim Pflücken der Beeren muss lediglich aufgepasst werden, dass nicht zu viele Blätter mit im Eimer landen. Wer also auch einmal bei einer Eisweinlese dabei sein möchte, braucht nicht viel Vorwissen sondern muss vor allem früh aufstehen und mit anpacken können. Zusätzliche Hilfe ist immer willkommen.
Mit Blick auf den Klimawandel dürfte der Eiswein in Zukunft seltener werden, denn nicht alle Winzer gehen bereitwillig dieses Risiko ein. Auch bei Familie Reiss wurde wieder diskutiert, doch wie jedes Jahr sind sind sie letztlich das Wagnis für den edlen Tropfen eingegangen.
Nach getaner Arbeit am Thüngersheimer Scharlachberg geht es zurück zum Weingut, wo der nächste Schritt schnell gehen muss: Die Ausbeute wird in die Presse gekippt und schon fließt ganz langsam der erste süße Saft ab. Dabei muss ständig kontrolliert werden, dass das Extrakt nicht verwässert. Und die Mühe hat sich schließlich gelohnt: 172 Grad Oechsle zeigt die erste Probe des Mosts an – 125 sind das Minimum, damit der Wein offiziell als Eiswein bezeichnet werden darf.