Di, 16.08.2022 , 18:12 Uhr

Wegen finanzieller Probleme - Geriatrische Reha in Würzburg vor dem Aus

Jedes Jahr werden in der geriatrischen Rehabilationsklinik der Arbeiterwohlfahrt in der Würzburger Kantstraße stationär 1.000 Patienten behandelt. Trotz des hohen Lebensalters und schwerer Krankheit schaffen es 80 Prozent dieser Menschen, durch die geriatrische Reha wieder in ihren Alltag in den eigenen vier Wänden zurückzukehren. Das sind 800 Menschen, die ihren Lebensabend nicht im Alters- oder Pflegeheim verbringen müssen.

Geriatrische Rehabilitationsklinik der AWO schreibt rote Zahlen

Die geriatrische Rehabilitationsklinik wird vom AWO – Bezirksverband Unterfranken getragen. Wie lange dieser wichtige Versorgungsbaustein noch aufrecht erhalten werden kann ist unklar. Denn aufgrund der unzureichenden Finanzierung denkt die Arbeiterwohlfahrt über eine Schließung der geriatrischen Reha-Klinik in Würzburg nach. Von den Leistungsträgern, also den Pflege- und Krankenkassen, gibt es gemäß Pflegesatz täglich 235 Euro pro Patient. Tatsächlich werden für die Behandlung eines geriatrischen Menschen aber 308 Euro benötigt – ein Defizit von 73 Euro pro Pflegetag.

Geriatrische Rehabilitationseinrichtung des Stiftung Bürgerspital bereits geschlossen

Bei einer Pressekonferenz im Würzburger Rathaus wird deutlich: Die Lage der geriatrischen Rehabilitationseinrichtungen gestaltet sich zunehmend dramatisch. Bei der Stiftung Bürgerspital ist das wirtschaftliche Fundament dieses therapeutischen Angebots bereits eingestürzt. Aufgrund von Defiziten, die sie nicht mehr allein tragen konnte, hat die Stiftung ihre stationäre geriatrische Reha-Einrichtung Anfang 2020 schließen müssen.

Pressekonferenz im Würzburger Rathaus

Neben den Reha-Kliniken des Bürgerspitals und der Arbeiterwohlfahrt nahmen auch die Seniorenvertretung der Stadt Würzburg und die ehemalige Präsidentin des bayerischen Landtags Barbara Stamm an der Pressekonferenz teil. Das Problem seien nicht nur die fehlenden Gelder sondern auch das fehlende Personal. Die Pflegeversicherung wurde am 1. Januar 1995 als eigenständiger Zweig der Sozialversicherung eingeführt. Auch die ehemalige Landtagspräsidentin Barbara Stamm war an der Gesetzgebung beteiligt. Rehabilitation vor Pflege sei schon damals das große Ziel gewesen.

Gemeinsame Forderung eines Runden Tisches

Die gemeinsame Forderung der Teilnehmer der Pressekonferenz im Würzburger Rathaus ist die Etablierung eines runden Tisches, angesiedelt im Bayerischen Gesundheitsministerium. Unter dem Motto „Geriatrische Rehabilitation – Anforderungen, Qualität und Finanzierung“ soll eine faire und auskömmliche Finanzierung der geriatrischen Rehabilitation erzielt werden. Ansonsten sieht die Lage für tausende Senioren, welche auf diesen wichtigen Versorgungsbaustein angewiesen sind, mehr als dramatisch aus.

 

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