Wer beim Dreschfest in Stadtlauringen an Staub, Stroh und Dreschmaschinen denkt, der lag diesmal falsch. Gedroschen wurde heuer nämlich nicht – und gerade das machte den Blick auf andere Attraktionen frei. Wir waren vor Ort und haben und sind abgetaucht in eine Technikwelt aus längst vergangenen Zeiten.
Mit knatternden Auspuffrohren und glänzende Motorhauben starten sie am letzten Augustwochenende wieder durch: die Oldtimer-Schlepper der Dreschgemeinschaft Stadtlauringen. Seit mittlerweile 26 Jahren lockt das Brauchtumsfest Besucherinnen und Besucher aus nah und fern auf die Felder im Landkreis Schweinfurt. Dabei geht es längst nicht nur ums Schauen, sondern ums Erleben.
„1999 haben wir das erste Dreschfest hier auch am Platz. Ganz klein, mit 20 – 25 Schleppern und dann alle zwei Jahre außer Corona, haben wir mal ausgesetzt. Und jetzt mittlerweile sind wir bei 200 – 250 Schleppern.“, schwärmt Georg Bauer von der Dreschgemeinschaft Stadtlauringen.
Ob moderne Maschinen oder Technik aus längst vergangenen Zeiten – auf dem Festplatz gab es Landwirtschaft zum Anfassen. Ein riesiger Häcksler verwandelte ganze Stämme in handliche Hackschnitzel und ein mobiles Sägewerk sägte Baumstämme in kürzester Zeit zu Brettern. Gleich daneben zeigten die Mitglieder der Dreschgemeinschaft, wie früher das Feld bestellt wurde: mit Eggen, Pflügen und Grubbern aus dem vergangenen Jahrhundert. Der Kontrast war groß – von den alten Arbeitsgeräten bis hin zum modernen 300-PS-Fendt oder einem fünfscharigen Volldrehpflug. Da in diesem Jahr nicht gedroschen wurde, stand besonders die Faszination für die Oldtimer im Mittelpunkt:
„Die alten Geräte. Also es sind eigentlich alle, die hier sind, fasziniert von den alten Vorfahren-Schleppern mit 10 bis 30 PS. Und heute geht es erst einmal bei 100 PS los.“, so Bauer.
Wer sein Wissen und Können unter Beweis stellen wollte, konnte das bei den Wettbewerben tun, die seit Jahren zu den Höhepunkten zählen. So galt es beim Bulldog-Ziehen und beim Bulldog-Schieben einen Schlepper quer durch die Halle und wieder zurück zu manövrieren. Da war nicht nur Kraft, sondern auch das richtige Gefühl gefragt. Knifflig wurde es am Schraubertisch: zwölf Schrauben in verschiedenen Größen mussten möglichst schnell mit den passenden Muttern bestückt werden. Und auch die neue Disziplin hatte es in sich: Flüssigkeiten erkennen. In Gläsern standen Benzin, Diesel, Petroleum, aber auch Wein, Bier und Wasser. Doch riechen war verboten. Nur das Auge durfte rätseln. Auch wenn diesmal die historische Dreschmaschine Pause hatte, blieb das Anliegen der Stadtlauringer Gemeinschaft also klar:
„Wir sind also Brauchtumspflege. Möchten wir ein bisschen betreiben, damit die Jugend eben auch mal mitkriegt, wo überhaupt die Kartoffeln herkommen usw und beim Dreschen auch, wo es Mehl herkommt. Heuer dreschen wir leider nicht. Aber ja, es ist einfach wir wollen, dass der Jugend die alten Sachen erhalten.“, erzählt uns Georg Bauer. 17
Nach einem Vierteljahrhundert ist das Dreschfest längst mehr als ein Treffen für Landtechnikfreunde – es ist ein Stück lebendige Geschichte Unterfrankens.