Der Konflikt „Zeller Quellen und das geplante Gipsbergwerk bei Altertheim“ gewinnt weiter an Brisanz: Um die Mitglieder des Würzburger Stadtrats sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger in dieser Sache auf den aktuellen Stand der Erkenntnisse zu bringen, wurde für gestern eine Sondersitzung im Rathaus einberufen. Wie die Sitzung abgelaufen ist und wie es nun weiter gehen könnte, erfahren Sie jetzt.
Auf diesem Grundstück bei Altertheim im Landkreis Würzburg soll ab 2027 ein Gipsbergwerk in Betrieb genommen werden – zumindest wenn es nach der Firma Knauf geht. Das in Iphofen ansässige Unternehmen plant bereits seit 1997 an besagtem Werk in der Altertheimer Mulde und hat Ende des letzten Jahres alle entsprechenden Genehmigungen beantragt. Doch das Vorhaben sorgt bei vielen Menschen aus der Region für Unverständnis, denn das Bergwerk soll im geplanten Trinkwasserschutzgebiet „Zeller Quellstollen“ errichtet werden. Das bereits bestehende Gebiet soll auf eine Fläche von 66 Quadratkilometer vergrößert werden. Ob da ein Gipsabbau in bis zu 130 Metern Tiefe hinpasst – und das auch noch in einer sowieso von Trockenheit gefährdeten Gegend?
Kritiker sehen klare Risiken für das kostbare Gut Trinkwasser, welches für rund die Hälfte der Menschen aus der Stadt Würzburg und etwa 18.000 Menschen aus dem Landkreis alternativlos ist. So erkennt Armin Lewetz, Geschäftsführer der Trinkwasserversorgung Würzburg, bei dem von Knauf in Auftrag gegebenen Gutachten diverse Schwächen.
„Aktuell ist es eben so, dass die Gutachter der Knauf KG und unsere Gutachter bei wesentlichen Themen nicht einig sind. Es liegt kein Konsens vor, es gibt hier unterschiedliche Ansichten. Und diese Widersprüche oder dieser Dissens gilt es auszuräumen. Und das ist eben bis dato nicht passiert.“, so Armin Lewetz, Geschäftsführung Trinkwasserversorgung Würzburg GmbH.
Es geht beispielsweise darum, dass Grundwasser in das unterirdische Bergwerk eindringen könnte: Knauf geht dabei von maximal einem Prozent der Menge aus, die im Zeller Stollen ankommt – die TWV rechnet mit anderen Werten und befürchtet im schlimmsten Fall bis zu 20 Prozent. Einer von vielen Kritikpunkten, mit denen sich Knauf-Vertreter Marco Pabstmann bei einer Sondersitzung des Würzburger Stadtrats konfrontiert sieht.
„Es wurden sehr umfangreiche Untersuchungen insbesondere in den letzten vier Jahren durchgeführt, die insbesondere das Ziel hatten, sicherzustellen, dass ein untertägiger Abbau sehr gut mit der Trinkwasserversorgung/Trinkwasserschutz einhergehen kann. Dafür wurden 19 Bohrungen abgetäuft, insbesondere um Aufschluss zu kriegen, wie sieht die Hydrogeologie untertage aus? Wie sind die entsprechenden Beziehungen untertage, wohin fließt das Wasser?“, so Marco Pabstmann, Direktor Technik bei Knauf.
Als wichtiges Argument für das Bergwerk führt Knauf den drohenden Einbruch in der Gipsversorgung in den kommenden Jahren auf. Gips, der unverzichtbar für das Bauen sei, so Pabstmann. Aber auch hier gehen die Meinungen auseinander, wie etwa der BUND Naturschutz in einer Stellungnahme erklärt.
Viele Aussagen die sich in diesem Konflikt widersprechen – viele technische Fragen, die es zu verstehen gilt. Letztendlich entscheidet dann aber das Bergamt Nordbayern über die Genehmigung für das Werk.
Die Stadt Würzburg wird nun eine rund 90-seitige Einwendung mit den in der Sitzung gesammelten Informationen einreichen. Ob es im Falle einer Genehmigung für das Bergwerk auch zu einer Klage von Seiten der Stadt kommen könnte?
„Der Stadtrat war gestern schon sehr überzeugt von dem, was die Trinkwasserversorgung mit ihren Experten vorgetragen hat. Dass diese Bedenken, die wir haben, wirklich valide sind und nicht nur so dahin gesagt. Das heißt: Man kann darüber nachdenken, aber jetzt liegt das erstmal in der Hand der Behörden, das zu behandeln und dann muss man über den nächsten Schritt reden.“, so Martin Heilig, 2. Bürgermeister Würzburg.
Und auch Privatpersonen haben jetzt noch bis zum 6. März Zeit, aktiv zu werden. Auf der Internetseite „Wasser-in-Gefahr.de“ sind Erklärungen und entsprechende Vorlagen für Einwendungen zu diesem komplexen Thema gegeben. Diese Einwendungen können dann postalisch an das Bergamt Nordbayern geschickt werden.