Gute Ausbildung ist die Grundlage für gute Fachkräfte – und die werden im Handwerk mehr denn je gebraucht. Ob Dachstuhl, Brücke oder moderner Innenausbau: Zimmererinnen und Zimmerer gestalten unsere gebaute Umwelt ganz wesentlich mit. Damit dieser Beruf auch in Zukunft attraktiv bleibt, braucht es nicht nur engagierte Betriebe, sondern auch zeitgemäße Lernorte. Genau so einen gibt es jetzt in Würzburg.
Der herbe Duft von Holz liegt in der Luft, wenn man die neue Zimmerer-Werkstatt im Bildungszentrum Würzburg betritt. Durch die hohen Fenster fällt das Licht auf Balken, Werkbänke und zahlreiche junge Menschen, die konzentriert vor sich hinarbeiten. Rund 100.000 Euro hat die Handwerkskammer für Unterfranken in den Umbau investiert, um ein neues Lernumfeld zu schaffen. Seit Jahresbeginn liegt die Verantwortung für die überbetriebliche Ausbildung der Zimmerleute nämlich bei der HWK.
„Also der allergrößte Vorteil ist, dass ich mit meinem Kollegen, wo wir die beiden Kurse parallel fahren, direkt Tür an Tür sind. Die Absprache, dass synchronisierte Kursgeschehen, ist auf jeden Fall besser. Wir sind hier in der Werkstatt, die zum Teil neu ausgestattet wurde. Moderner ausgestattet ist, was auch notwendig ist für eine fundierte Ausbildung zum Zimmerer.“, so Ausbildungsmeister Matthias Schirmer.
470 Quadratmeter umfasst die Haupthalle, dazu kommen 100 Quadratmeter auf der Empore. Viel Platz für das, was eine hochwertige Ausbildung braucht. Rund 70 Auszubildende im zweiten und dritten Lehrjahr lernen hier Jahr für Jahr in kleinen Gruppen, wie aus einzelnen Holzbohlen präzise Konstruktionen entstehen.
„Momentan machen wir einen Schiftungs-Aufbaukurs, das heißt abstrakte, schräge Hölzer in den Dächern aufreißen, anreißen und ausarbeiten.“, erzählt uns Schirmer.
Auf großen Tafeln oder Papierbögen zeichnet der Zimmerer oder die Zimmerin dafür zuerst den Grundriss und die Dachneigung auf. Daraus lassen sich die genauen Längen und Winkel der Sparren bestimmen. Diese werden anschließend auf das Holz übertragen und zugesägt. So wächst Schritt für Schritt ein passgenaues Dach – ganz ohne Computer, nur mit Handwerk, etwas Geometrie und viel Erfahrung.
„Da rauchen in die Köpfe, würde ich sagen, weil man den ganzen Tag über so einem Aufriss steht. Jeder Strich muss auf millimetergenau passen, im Prinzip. Und dann, wenn irgendwas nicht passt, ärger man sich im Nachhinein, muss Sachen neu machen.“, so Azubi Tilman Knahn.
Es geht also vor allem um jahrhundertealtes Wissen. Die Ausbildung zum Zimmerer oder zur Zimmerin dauert deshalb auch drei Jahre und verbindet die Praxis im Betrieb mit der Berufsschule und eben der überbetrieblicher Ausbildung.
„Also hier in der Handwerkskammer ist schon fast mit das Beste in der Ausbildung. Du bist mit deinen Klassenkameraden die du eigentlich nur in der Schule hast, kannst du hier coole Modelle bauen und auch einfach, ja was die hier alles alles bieten, schon.“, so Azubi Klara Fröhlich.
Im Bildungszentrum lernen die Azubis die Grundlagen der gerade gesehenen Schiftungen, von Dach- und Wandbau, Abbund und alles rund um die benötigten Maschinen. Was auf einem Plan beginnt, wird hier Wirklichkeit. Jeder Handgriff ist dabei ein Schritt hin zu etwas Dauerhaftem. Dabei lebt das Zimmererhandwerk von dieser Mischung aus Tradition und Innovation, Handarbeit und Hightech. Die traditionelle Kluft und das Richtfest gehören genauso dazu wie digitale Planungssoftware und nachhaltige Baustoffe.
„Weil er total vielseitig ist und weil es ein sehr alter Handwerksberuf ist, der mit der Moderne gegangen ist. Wir haben vor Hunderten von Jahren schon Häuser gebaut. Wir haben Fachwerkhäuser, die Jahrhunderte alt sind, und wir bauen mittlerweile Wohnhäuser, Mehrfamilienhäuser auf den neuesten Standard.“, so Matthias Schirmer.
Die neue Werkstatt gibt diesem Handwerk nun den Raum, den es verdient. Ein Ort, an dem junge Menschen lernen, wie Holz lebendig wird – und wie man mit den eigenen Händen Zukunft baut.