Die Situation der Kinderkliniken und vor allem der ambulanten Kinder- und Jugendarztpraxen in Deutschland spitzt sich mit jedem Tag mehr zu. Praxen verhängen Aufnahmestopps für Neupatienten und weisen ihre kleinen Patienten wegen Überbelegung sogar ab. Kurzum: Kinder- und Jugendarztpraxen arbeiten am Limit. Grund dafür scheint die derzeitige Welle von Infekten der oberen Luftwege. Doch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte kritisiert, dass dafür vielmehr der sich zuspitzende Kinderärztemangel verantwortlich ist.
Das Durchschnittsalter liegt aktuell bei 57 Jahren. Jeder dritte Kinderarzt geht demnächst in Rente. Eltern werden dann noch größere Probleme haben, jemanden zu finden, der dafür sorgt, dass ihr Kind gesund aufwächst. Aber nicht nur die Ärzte fehlen, es mangelt auch an medizinischen Fachangestellten. Die Arbeitsbelastung sei für das medizinische Personal so immens, dass in jeder zweiten Kinder- und Jugendarztpraxis das medizinisches Fachpersonal fehlt, so der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte.
Lange und stressige Arbeitstage bei fehlenden finanziellen Anreizen und damit auch fehlender Wertschätzung führen heute schon dazu, dass Kinderärztinnen und Ärzte keine Nachfolgerinnen und Nachfolger mehr für freie Praxissitze finden. Kinderarzt Dr. med. Wolfgang Brosi aus Würzburg kämpft daher seit Jahren für eine Verbesserung der Bedingungen. Denn Kinder und Jugendliche warten nicht mit dem krank werden.