Häufig müssen Menschen mit Behinderung in ihrem Alltag Benachteiligungen erfahren – das können etwa diverse Barrieren im Stadtbild sein oder aber auch die direkte Diskriminierung durch Mitmenschen. Die „Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland“ wollte das nicht einfach weiter hinnehmen und rief bereits 1992 den Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung ins Leben. Jährlich stehen seitdem immer am 5. Mai verschiedene Aktionen in zahlreichen Städten an.
„Würzburg zieht an einem Strang!“ Hunderte Menschen setzen im Herzen von Würzburg ein starkes Zeichen gegen die Diskriminierung und für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. Die Forderungen und Hürden der Betroffenen sind vielfältig – entlang einer Menschenkette durch die Eichhornstraße werden die individuellen Wünsche sichtbar und hörbar gemacht. Unter den Teilnehmenden ist auch die Würzburgerin Evi Gerhard. Eines ihrer Anliegen: Dass alle neu aufgestellten Automaten ab sofort barrierefrei werden. Schon lange macht Evi Gerhard unter Anderem als sogenannte „Inkluencerin“ auf die Rechte und gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung aufmerksam. Kann sie diesbezüglich ein Umdenken in der Gesellschaft beobachten? Es sei auf jeden Fall schon etwas passiert, jedoch sei auch immer noch Luft nach oben, so Gerhard. Mit dem Engagement aufhören dürfe man aber nie, heißt es weiter.
Einige Meter weiter auf dem Unteren Markt zeigt die Inklusive Akademie Würzburg die Fotoausstellung „Was ICH werden will“ zum Thema Arbeitswelt. Gemeinsam mit Fotografin Katrin Zichler hatte man dazu vier Förderschulen in der Region besucht. Die Bilder zeigen die Schülerinnen und Schüler mit ihren jeweiligen Berufswünschen. Direkt daneben gestalten die beiden Künstler Philipp Rau und Nici Tierak ein großes buntes Gemälde, welches später auch im Rathaus ausgehängt werden soll. Vorbeilaufenden Menschen sind dazu eingeladen, selbst am Bild mitzuwirken. Kunst als ein Weg, wirklich alle Menschen ins Boot zu holen.
Auch an weiteren Stationen ist die Teilnahme der Passantinnen und Passanten gefragt – so etwa bei der Gestaltung von Protest-Buttons mit inklusiven Motiven. Oder auch bei einer Rollstuhl-Rallye, welche einen die Würzburger Innenstadt aus der Perspektive der Rollstuhlfahrerinnen- und Rollstuhlfahrer erkunden lässt. Würzburg schärft mit diesem Aktionstag also das Bewusstsein für die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen und fördert eine inklusive Gesellschaft. Eine Gesellschaft, in der wirklich alle Menschen gleichberechtigt teilnehmen können und gemeinsam an einem Strang ziehen.