Menschen mit Assistenzhunden haben laut Bundesgesetz Zutritt zu öffentlichen Gebäuden – auch dort, wo die Vierbeiner eigentlich verboten sind. Trotzdem erleben Betroffene im Alltag immer wieder verschränkte Arme, abweisende Gesten und sogar unverschämte Aussagen. Die Stadt Würzburg hat sich deshalb nun offiziell zur assistenzhundfreundlichen Kommune erklärt. Damit will sie nicht nur in ihren eigenen Gebäuden, sondern auch darüber hinaus die Willkommenskultur für Assistenzhunde ausbauen.
Dieser Aufkleber – so unscheinbar er wirkt – kann viel bewirken. Menschen, die auf ihren Assistenzhund angewiesen sind, verlieren beim Anblick schnell die Angst, abgewiesen zu werden. Bald prangt er an allen städtischen Gebäuden in Würzburg – denn die Stadt hat sich offiziell zur assistenzhundfreundlichen Kommune erklärt. Zwar ist das Zutrittsrecht seit 2021 im Behindertengleichstellungsgesetz geregelt, doch in der Praxis stoßen Betroffene noch immer auf verschlossene Türen und „Hunde verboten“-Schilder.
„Bereit erklärt, den Weg zu gehen 133. Würzburg ist Nummer 81, wir haben es gestern frisch gezählt. Die also wirklich diesen Schritt auch abgeschlossen haben. Und als ich wie gesagt noch 50 weitere in der Pipeline sozusagen, die das hoffentlich dieses nächstes Jahr auch abschließen.“, so Roswitha Warda von den Pfotenpiloten.
Die Pfotenpiloten, die die Kampagne „Assistenzhund willkommen“ ins Leben gerufen haben, wurden vor zehn Jahren gegründet, um Struktur in den noch recht jungen Assistenzhundsektor zu bringen. Ein Beispiel dafür, wie wichtig diese Begleiter auf vier Pfoten sind, zeigt Kardioassistenzhündin Mascha – eher ungeplant – beim Termin. Denn sie bemerkt eine aufkommende Herzrhythmusstörung bei ihrem Frauchen:
„Ich würde erst merken, dass die Werte schlimmer werden, wenn es schon zu spät ist. Also dann bin ich auf der Intensivstation und es ist tatsächlich lebensbedrohlich. Und Mascha riecht das aber und fängt dann an, rechtzeitig am Bein zu stupsen. So wie wir das heute natürlich Vorführeffekt. Dann passiert das auch. Oder sie versperrt mir den Weg und sie kann die Notfallmedikamente holen und die holt sie überall her. Wir hatten mal eine Situation, da hatten andere Leute auf meine Tasche, ihre Taschen und darauf Blick zum Stapel. Mascha ist ganz unbeirrt dahin, hat Tasche für Tasche runtergezogen und dann meinen Rucksack geholt.“, so Manja Maserati, für die Mascha ihre „haarige Lebensversicherung“ ist.
Doch nicht nur die Stadtverwaltung soll sensibilisiert werden – auch andere Träger, Einrichtungen und Unternehmen sollen das Thema mittragen.
„Wir haben das Thema auch schon weiter gespielt und wollen da unbedingt noch weitere Schritte gehen.“, so Sandra Michel, Inklusionsbeauftragte der Stadt Würzburg. „Heute zum Termin eingeladen war ja auch der Herr Rodek, das ist der Tourismusdirektor in Würzburg und der Herr Herrmann, der Fachbereichsleiter von Wirtschaft, Wissenschaft und Standortmarketing. Und damit haben wir schon zwei sehr engagierte Stakeholder, die das auch weitertragen werden in ihre Kreise. Und was uns natürlich noch ein großes Anliegen ist, ist der Gesundheitsbereich.“, so ihre Kollegin Anke Geiter weiter.
Mit der Zusage übernimmt Oberbürgermeister Martin Heilig nun als Schirmherr auch eine Patenschaft für das Projekt – samt echtem Schirm der Pfotenpiloten. Damit Assistenzhundeteams in Zukunft nicht mehr im Regen vor verschlossenen Türen stehen.