Wer in letzter Zeit an den Zellerauer Mainwiesen entlanggelaufen ist, der hat sich vielleicht über einige kahle Stellen am Uferbereich gewundert. Für die Umgestaltung verantwortlich ist ein ganz besonderer Baumeister – ein Biber. Auf der einen Seite führt seine Anwesenheit immer wieder auch zu Konflikten, auf der anderen Seite freut man sich über die Rückkehr des fast ausgestorbenen Nager. Wie geht man nun also mit seiner Anwesenheit um?
Aufwendige Schnitzkunst ist momentan am Würzburger Mainufer in der Zellerau zu sehen. Nicht etwa von Schreinern, Förstern, Schnitzern oder Bildhauern, sondern von einem Biber, der mit seinen scharfen Zähnen aus Baumstämmen und Ästen messerscharfe Bleistiftspitzen kreiert. Einst fast ausgestorben, sind die Baumeister seit Jahren auch bei uns am Main wieder auf dem Vormarsch. Heute leben bayernweit etwa 12 bis 14 Tausend Tiere in Naturschutzgebieten aber auch in Städten wie in Würzburg. Hier wandert er den Main entlang und baut, anders als in kleinen Fließgewässern, seine Wohnröhren in den Uferbereich. Einen Biberbau gibt es im Main also wohl nicht zu bestaunen.
Wie keine andere heimische Tierart gestaltet der Biber seinen Lebensraum. Er baut Burgen und Dämme, fällt Bäume und schafft dabei vielfältige Biotope. Davon profitieren wiederum selten gewordene Tier- und Pflanzenarten – die Artenvielfalt steigt. Damit ist die Rückkehr des Bibers einer der größten Erfolge im Natur- und Artenschutz. Seine Gestaltungskraft bringt den Biber jedoch auch in Konflikt mit dem Menschen, vor allem durch das Graben am Ufer, das Stauen durch Dämme und die Gehölzfällungen – wie eben aktuell an den Zellerauer Mainwiesen. Dort haben bisher aber nur kleiner Bäume dran glauben müssen – vor allem Pappeln. Vorsorglich werden die Bäume an den Mainwiesen alle zwei Wochen kontrolliert. Stark angenagte Bäume werden gefällt, sodass niemand zu Schaden kommt. Das anfallende Schnittgut wird dabei wenn möglich liegen gelassen, damit der Biber dort die Rinde weiter abnagen kann und weniger neue Bäume beschädigt. Zusätzlich wurden größere Bäume mit sogenannten Drahthosen geschützt.
Damit Konflikte zwischen Tier und Mensch rasch gelöst werden oder gar nicht erst entstehen, beraten Biberberater die Bevölkerung sowohl vorbeugend als auch bei Problemen. In der Stadt Würzburg ist dieser Posten aber gerade unbesetzt. Wer sich mit Bibern auskennt und zusammen mit der Unteren Naturschutzbehörde auch Konflikte managen will, darf sich gerne bei der Stadt Würzburg melden. Gerade jetzt in der kalten Jahreszeit fressen die Nager junge Triebe von Weiden und Pappeln. Im Frühjahr werden dann wieder weniger Bäume angenagt, weil der Bieber dann lieber Grünzeug wie Kräuter und Gras knabbert. Auch wenn die Umgestaltung des Mainufers also ganz schön spektakulär aussieht, gibt es keinen Grund zur Sorge.