Am Wochenende fand die Verleihung der Fluthilfemedaille des Landes Rheinland Pfalz im Volkacher Rathaus statt. Landrätin Tamara Bischof zeichnete zusammen mit Kreisbrandrat Dirk Albrecht und Bürgermeister Heiko Bäuerlein insgesamt 24 Einsatzkräfte aus.
Am 14. Juli 2021 Regenmassen für eine reißende Flut im Ahrtal und damit für eine Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes sorgten. Autos und Bäume waren von den Fluten mitgerissen worden, in Häusern klafften große Löcher, wo das Mauerwerk dem Wasser nicht standhalten konnte und Straßen waren unpassierbar. Um dem noch nie da gewesenen Schadensausmaß Herr zu werden wurden Einsatzkräfte aus der ganzen Bundesrepublik angefordert, darunter auch aus Volkach. Als Dank und Anerkennung für die geleistete Arbeit stiftete nun das Land Rheinland Pfalz die Fluthilfemedaille, welche am vergangenen Samstag an die Volkacher Einsatzkräfte verliehen wurde. Ausgezeichnet wurden die Einsatzkräfte aus Volkach welche vor Ort im Einsatz waren, sowie die vier Eichfelder Kameraden, welche bei den Schichtwechseln alle fünf Tage das neue Personal von Volkach aus nach Rheinland Pfalz gebracht haben.
Zwar ist das Wasser im Ahrtal aus den Straßen verschwunden, die Aufräumarbeiten in den Hochwasserregion in Rheinland-Pfalz sind jedoch nach wie vor in vollem Gang. Denn in vielen Häusern waberte bis vor Kurzem eine rot-bräunlich schimmernde Brühe – eine Mischung aus Wasser, Schlamm und Heizöl – durch das Untergeschoss. Spezialfirmen
hätten das Öl zwar absaugen können, allerdings würde es Jahre dauern, bis die wenigen Fachleute die vielen Häuser in den von der Flutkatastrophe betroffenen Gebieten gereinigt hätten. Und hier kommt nun die Volkacher Feuerwehr ins Spiel. Der Freistaat hatte den Hochwasserregionen seine Hilfe angeboten und folglich das sogenannte Ölwehr-Kontingent Bayern entsandt. Und um dieses Kontingent auch mit Mann und Geräten schlagkräftig ausstatten zu können, erging von der Regierung von Unterfranken ein Hilfeersuchen an die Landkreise der Region. In Folge dessen wurde aus dem Landkreis Kitzingen einzig der in Volkach stationierte Gerätewagen Hochwasser, sowie die städtische Ölwehrausrüstung entsandt.
Bis tief in die Nacht richteten anschließend über 20 Einsatzkräfte das komplette Equipment zusammen. Die Volkacher Einheit war darauf vorbereitet mindestens 48 Stunden autark zu arbeiten und sich selbst mit allem Vorstellbarem zu versorgen. Komplett ausgestattet sammelte sich die 32 unterfränkischen Kräfte am Folgetag in Elsenfeld (Lkr. Miltenberg), bevor Sie gemeinsam ins Ahrtal aufbrachen. Erzählungen von Einsatzkräften anderer Hilfsorganisationen welche bereits vor Ort waren liesen nichts gutes erahnen. Es war von kriegsähnlichen Zuständen, grassierenden Krankheiten und deutlich Schlimmerem die Rede – die Erzählungen sollten recht behalten. Untergebracht wurden die Unterfranken in der riesigen Zeltstadt am Nürburgring, welche sehr gut organisiert war. Bei windigen 10°C übernachteten die Franken in 10 Mann Zelten und wurden durch das Technische Hilfswerk bestens verpflegt. Als erstes wurde dem unterfränkischen Kontingent der Ort Altenahr zugeteilt, einer der am schlimmsten betroffenen Orte im Ahrtal.
Das die Erlebnisse auch nach gut eineinhalb Jahren bei den Einsatzkräften immer noch präsent sind, ist angesichts der Intensität des Einsatzes mehr als nachvollziehbar. Eines Nachmittags entdeckten Zivilisten einen Blindgänger aus dem zweiten Weltkrieg unmittelbar neben den Volkacher Feuerwehrfahrzeugen, der durch die Wassermassen freigespült wurde. „Noch heute läuft es mir kalt den Rücken runter, wenn ich mich an den Funkspruch erinnere, als wir die Flucht über Funk befohlen bekamen.“, erzählt Zugführer Felix Menz. Er ergänzt: „Eine von vielen Geschichten die wir uns wohl, noch
unser ganzes Leben erzählen werden!“ Während sich die Volkacher um das Heizöl kümmerten, kamen sie automatisch mit den Bürgern in Kontakt, mit Menschen, die vor dem Nichts stehen. Es wurde viel geredet aber in erster Linie zugehört und versucht Trost zu spenden. „Wir haben brutale Ereignisse gehabt, es war ein harter Einsatz. Und obwohl die Bewohner dort teilweise alles verloren haben, haben sie uns auch noch mitversorgt, haben das Gespräch gesucht und sich bedankt für unsere Hilfe. Es wurde große Kameradschaft gelebt!“, erzählt Fred Mahler in seiner Ansprache an die Geehrten.
Alles in allem wurden im Ahrtal mit den beiden Volkacher Fahrzeugen zusammen 4000 Kilometer gefahren und über 1400 ehrenamtliche Einsatzstunden durch die 24 Einsatzkräfte geleistet. Das unterfränkische Kontingent pumpte in der Summe gut 2,5 Millionen Liter Öl-/Wassergemisch gemeinsam ab.