Für mehrere Monate arbeiteten Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft in Aschaffenburg eng zusammen – am letzten Donnerstag wurden die gemeinsamen Bemühungen schließlich belohnt: Ein 25-jähriger Tatverdächtiger konnte in Hamburg von den dortigen Beamten festgenommen werden. Ihm werden zahlreiche Betrugsfälle über den Instant-Messaging-Dienst WhatsApp vorgeworfen. Gleich am Folgetag führte die Kripo den Angeklagten dem Ermittlungsrichter vor, welcher letztlich den bereits bestehenden Haftbefehl eröffnete. Der 25-Jährige steht unter dem dringenden Tatverdacht des Betrugs und sitzt seitdem in einer Justizvollzugsanstalt.
Der zu einer Gruppierung aus den Niederlanden gehörende Beschuldigte ist der Kriminalpolizei Aschaffenburg im vergangenen Jahr nach Hinweisen ins Auge gesprungen. Die Gruppe besteht aus mehreren Männern im Alter von 23 bis 25 Jahren und soll ersten Erkentnissen nach gewerbsmäßig Betrügereien über WhatsApp begehen. Nach mehreren Monaten Ermittlungen in Zusammenarbeit mit weiteren Kriminalpolizeien anderer Bundesländer konnte schließlich letzte Woche der 25-jährige Tatverdächtige in Hamburg festgenommen werden, nachdem dieser einen Tag zuvor in das Bundesgebiet eingereist war. Der Fahrer, der den Mann transportierte, ist wieder auf freiem Fuß. Mit der Festnahme sind die Ermittlungen aber noch nicht abgeschlossen – gegen die Kontaktpersonen in Deutschland, sogenannte Geldwäscher, wird weiterhin ermittelt.
Die Vorgehensweise der Betrüger wirkt auf den ersten Blick etwas plump, ist jedoch häufig erfolgreich: Betrugsopfer erhalten eine WhatsApp-Nachricht von einer unbekannten Nummer, in der die Täter etwa schreiben: „Hallo Mama/Papa, mein Handy ist kaputt und das ist meine neue Nummer.“ Sollten die Betroffenen darauf antworten, wird, ähnlich dem bekannten „Enkeltrick“ über das Telefon, eine Notfallsituation vorgetäuscht. Hierbei fordern die Betrüger meist einen Geldbetrag über mehrere Tausend Euro, der auf ein gewisses Bankkonto überwiesen werden müsse. Anschließend begründen die Täter die Forderung damit, dass das eigene Handy kaputt sei und Online-Überweisungen so nicht möglich wären. Die angeblich dringend anstehende Rechnung müsse jedoch schnell beglichen werden – das Geld käme natürlich so bald wie möglich zurück. Dabei gehen die Betrüger sehr geschickt vor und üben gezielt Druck auf die Geschädigten aus. In einer neuen Variante sind die Täter auch an den Kreditkartendaten interessiert. Teilweise trudelt die erste Nachricht per SMS ein, mit der Bitte über WhatsApp weiter zu kommunizieren.
Das Polizeipräsidium Unterfranken warnt an dieser Stelle noch einmal alle Bürgerinnen und Bürger vor dieser Betrugsmasche. Wer eine entsprechende Nachricht erhält, sollte nicht darauf antworten. Denn so wird den Tätern bestätigt, dass der angeschriebene Kontakt auch tatsächlich existiert. Geld sollte man in keinem Fall auf ein Bankkonto überweisen. Alternativ besser das Gespräch mit anderen Familienmitgliedern suchen und über den Sachverhalt sprechen. Wenn klar ist, dass es sich um einen Betrugsversuch handelt, sollte man die Polizei verständigen und den Chatverlauf nicht löschen. Außerdem warnt die Polizei davor, sein Konto unbekannten Personen zur Verfügung zu stellen, da man sich so der Geldwäsche schuldig machen könnte.