Am 7. Oktober 2020 fiel im Kreistag Rhön-Grabfeld der einstimmige Beschluss, sich um den Status des Fairtrade-Landkreises zu bemühen. Zweieinhalb Jahre später, Anfang April 2023, traf dann die freudige Nachricht im Landratsamt ein: Das oberste Prüfgremium des Fairtrade Deutschland e.V. hatte die Bewerbung des Landkreises erfolgreich bestätigt.
Ende November 2023 war es dann endlich soweit: Bei der Auszeichnungsfeier im Kloster Wechterswinkel nahm Landrat Thomas Habermann stolz die Urkunde von Manfred Holz, Ehrenbotschafter von Fairtrade Deutschland e.V. entgegen. Unter anderem konnte man auf der Urkunde lesen: „Durch sein Engagement für den Fairen Handel vor Ort setzt der Landkreis Rhön-Grabfeld ein konkretes Zeichen für eine gerechtere Welt und leistet einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Lebensbedingungen von benachteiligten Produzentengruppen im globalen Süden.“
Weiter lobt Holz das geballte, auch ehrenamtliche Engagement für den Fairtrade-Gedanken im Landkreis. „Fairtrade lebt vom Handeln“, so der Ehrenbotschafter. Zudem hob er die Bedeutung des Siegels hervor, welches 90 Prozent in Deutschland kennen und für vertrauenswürdig halten, wenn sie beispielsweise Faire Bananen, Kakao, Schokolade oder Rosen im Supermarkt entdecken. Es entwickele sich etwas im Land, auch wenn Deutschland beim Konsum von Fairen Produkten, beispielsweise beim Kaffee, noch Luft nach oben habe. Im Hinblick auf die Zertifizierung als Fairtrade-Landkreis machte Holz die hohen Anforderungen deutlich: „So einen Titel bekommt man nicht einfach geschenkt.“
Bis zum Ziel war es aber ein arbeitsintensiver Weg. Fairtrade Deutschland e.V. gab fünf Kriterien vor, die es zu erfüllen galt. Neben dem Beschluss im Kreistag muss eine lokale Steuerungsgruppe gegründet werden, die Maßnahmen festlegt und deren Umsetzung begleitet. Außerdem wurden 16 Einzelhandelsgeschäfte und acht Gastronomiebetriebe benötigt, die jeweils mindestens zwei fair gehandelte Produkte im Sortiment haben und sich offiziell im Rahmen dieser Initiative einbringen. Zudem werden Fürsprecher aus Gemeinden, Schulen und Vereinen benötigt, die entsprechende Produkte einsetzen und Bildungsaktivitäten zu diesem Thema anbieten, da Bewusstseinsbildung ein wichtiger Bestandteil der Initiative ist. Das letzte der fünf Kriterien ist die Medien- und Öffentlichkeitsarbeit.
In der Steuerungsgruppe um Manuela Michel sind unter anderem Vertreter aus Wirtschaft und Politik, den Eine-Welt-Läden, des BLSV, der Umweltbildungsstätte, des Dekanats sowie das Regional- und LAG-Management aktiv. Unterstützung gab es von Lenkungsgruppenmitgliedern der Fairtrade Towns Bad Neustadt und Königshofen sowie von den beiden Volkshochschulen des Landkreises. Aber auch engagierte Privatpersonen wollten mit anpacken, um den Landkreis erfolgreich und „fair“ zertifizieren zu lassen.
Ein Highlight stellte im Mai 2022 die Fairtrade-Ausstellung im Foyer des Landratsamtes dar, die das Ergebnis der zahlreichen gewachsenen Kooperationen zeigte. So zum Beispiel das neue Layout der Bad Neustädter Fairtrade-Stadtschokolade. Verantwortlich für die „Frischzellenkur“ waren Bad Neustädter Grundschulkinder, die beim Malwettbewerb mitgemacht haben. Drei der Bilder zieren nun die Schokolade. „Der Platz für Fairtrade-Produkte muss sich nun verstetigen und wachsen“, so Manuela Michel. „Das Siegel gilt es nun mit Leben zu füllen.“ Die Umweltbildungsstätte in Oberelsbach hat den Fairtrade-Gedanken in den Alltag aufgenommen und zum Teil des Speise- sowie Lehrplans gemacht. Laut Michel finden zudem auch jährlich weitere Aktionen statt, die sich um das Thema drehen. So etwa ein Fotowettbewerb ab Januar. Die Bemühungen im Landkreis gehen stetig weiter – alle zwei Jahre sind Re-Zertifizierungen nötig, um den Titel auch dauerhaft führen zu können.