Nach einer überstandenen Brustkrebserkrankung kommt es bei einigen Patientinnen später zu Hautmetastasen – sichtbaren Tumoren auf der Haut, die sich schwer behandeln lassen. Ein interdisziplinäres Forschungsteam aus Würzburg hat jetzt einen innovativen Ansatz entwickelt, der genau hier ansetzt. Das Projekt wird vom Bundesforschungsministerium mit 1,5 Millionen Euro gefördert – ein starkes Zeichen für den großen Bedarf und das Potenzial dieser neuen Therapieform.
Hautmetastasen gelten als besonders hartnäckig: Sie treten oft Jahre nach einer Brustkrebserkrankung auf und sprechen kaum auf etablierte Therapien an. Dabei wären sie theoretisch gut erreichbar für eine gezielte, lokale Behandlung. Genau hier setzt das neue Projekt aus Würzburg an – mit einem völlig neuen Wirkprinzip.
Bild: Immunzellen (rot) attackieren Brustkrebszellen (grün) in einem 3D-Gewebemodell. Die Zellkerne sind blau. Immunfluoreszenzfärbung eines Gewebeschnitts.
Das Würzburger Forschungsteam nutzt hauchdünne Gewebevliese aus biologisch abbaubarem Kieselgel. Diese werden mit speziellen Antikörpern beschichtet und direkt auf die Metastasen aufgebracht oder in sie injiziert. Die Antikörper aktivieren gezielt das Immunsystem, um die Krebszellen zu bekämpfen. Das Ziel: Die Metastasen sollen sich zurückbilden oder sogar ganz verschwinden.
Getragen wird das Projekt „KITAMAKI“ von einem starken Verbund: Die Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU), das Universitätsklinikum Würzburg (UKW) und das Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC bündeln ihre Expertise in Immunologie, Materialwissenschaften und Medizintechnik.
Der Prototyp der neuen Therapie soll nach drei Jahren bereitstehen – als Basis für die Weiterentwicklung bis hin zu klinischen Studien. Langfristig könnten die mit Antikörpern beladenen Kieselgel-Vliese eine kostengünstige, sichere und anwenderfreundliche Zusatzoption für viele Patientinnen werden.
Bild: Ein gesponnenes Vlies soll als lokale Trägermatrix für T-Zell-aktivierende Antikörper dienen.
Besonders innovativ: Die Wirkung der Vliese wird mit einem neuen 3D-Gewebemodell getestet, das komplett aus menschlichen Zellen besteht. Es simuliert realistisch den Aufbau von Hautmetastasen und macht Tierversuche überflüssig. Das erhöht die Aussagekraft der Ergebnisse und bringt die Forschung schneller zur Anwendung beim Menschen.
Auch bei anderen Krebsformen – etwa beim malignen Melanom oder bei Kopf-Hals-Tumoren – könnten die neuen Vliese eingesetzt werden. Der Ansatz verbindet medizinischen Fortschritt mit gesellschaftlicher Verantwortung – und zeigt, wie aus Spitzenforschung konkrete Hoffnung für Betroffene wird.
Das Bundesforschungsministerium unterstützt das Projekt im Rahmen des Programms „Validierung des technologischen und gesellschaftlichen Innovationspotenzials wissenschaftlicher Forschung – VIP+“. Ziel ist es, vielversprechende Forschungsergebnisse schneller in konkrete Anwendungen zu überführen.
Beim Headerbild ist ein solches Vlies aus Kieselgelfaser zu sehen.