Mi., 12.04.2023 , 10:30 Uhr

Neue Studie am UKW - Schulung für Kinder und Jugendliche mit ME/CFS

Es ist eine der schwersten Folgen von Long-Covid: Myalgische Enzephalomyelitis / Chronisches Fatigue-Syndrom, abgekürzt: ME/CFS. Am Sozialpädiatrischen Zentrum des Universitätsklinikums Würzburg, kurz UKW, startet nun im Rahmen einer Studie ein gezieltes Schulungsangebot für betroffene Kinder, Jugendliche und deren Eltern.

Was ist ME/CFS?

Die Betroffenen von ME/CFS sind schwer chronisch krank und leiden enorm unter der geringen Belastbarkeit. Selbst einfachste Tätigkeiten wie Zähne putzen oder das Kämmen der Haare können eine Verschlechterung der Symptome auslösen. Die Anforderungen im Schulalltag oder im sozialen Umfeld sind in der Regel nicht mehr zu bewältigen – bis hin zur Bettlägerigkeit. So beschreibt Prof. Dr. Juliane Spiegler, Leiterin des Sozialpädiatrischem Zentrums am UKW das Krankheitsbild, das bislang wenig erforscht ist. ME/CFS entsteht in den meisten Fällen in Folge einer akuten Infektionserkrankung, beispielsweise Grippe, Pfeiffersches Drüsenfieber nach Epstein-Barr-Virus oder einer Coronaviruserkrankung.

Schulungen finden online statt

Ein Ziel der Schulungen, die online stattfinden, ist die Anleitung zum sogenannten „Pacing“, also das Einteilen und Managen der eigenen Kraft-Reserven, die durch die Erkrankung stark reduziert sind. „Gerade das ist aber nicht einfach für Kinder und Jugendliche, die zuvor oft sehr aktiv waren, sei es im Sport oder in der Musik, und auf einmal einfach keine Kraft mehr dafür und für ihren Alltag haben“, beschreibt Prof. Spiegler den Leidensdruck. Auch aus diesem Grund wurde bereits in einem Pilotprojekt vor Schulungsbeginn getestet, wie lange die Dauer der Schulungen überhaupt sein können. Das Ergebnis: Die ursprünglich geplanten 45 Minuten waren für Betroffene zu lang, daher ist für diese nun eine Schulungseinheit von rund 25 Minuten geplant. Die Teilnehmerzahl ist für jede einzelne Schulungsreihe auf sechs bis acht Personen limitiert.

Inhalte für Betroffene, Eltern, Geschwister und Lehrkräfte

Innerhalb der Schulungsreihe gibt es spezielle Angebote für Betroffene, Eltern, Geschwister und Lehrkräfte. „Für Eltern und Geschwister ist es natürlich eine starke Belastung und große Sorge. Für die Geschwister kommt dazu, dass ihre eigenen Bedürfnisse eventuell angesichts der schweren Erkrankung in der Familie zu kurz kommen. Bei den Lehrkräften geht es darum, Wissen und Akzeptanz zu vermitteln, da die Erkrankung bislang wenig in der Gesellschaft bekannt ist“, erläutert Prof. Spiegler. Sie weiß auch: „Die Erkrankung geht oft mit einer Vielzahl von Arztbesuchen verschiedener Fachdisziplinen einher – nicht selten verbunden mit der Suche nach dem ´heilenden Medikament´. Nur: Dieses eine Medikament gibt es bislang nicht. Aktuell steht eine sorgfältige symptomorientierte Versorgung im Vordergrund. Dadurch wird die Versorgung aufwändiger. Die Akzeptanz dafür fällt oft auf allen Seiten schwer.“

Zugang für Betroffene und Eltern nur nach Diagnose am MCFC

Voraussetzung für eine Schulung der Betroffenen und ihrer Eltern ist die Teilnahme an dem vom Freistaat Bayern geförderten Forschungsprojekt BAYNET FOR MECFS. Dieses Projekt bindet Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis zu einem Alter von 20 Jahren ein, die in Bayern leben. Die Studienteilnahme beginnt mit einem Studieneinschluss am MCFC in München, wenn der dringende Verdacht auf ME/CFS besteht. Am MCFC erfolgt dann zunächst eine sehr genaue interdisziplinäre Diagnostik. Wenn die Verdachtsdiagnose ME/CFS bestätigt wird, wird die Mitversorgung am SPZ in Würzburg inklusive Schulungsprogramm angeboten. Hierfür stehen insgesamt 50 Plätze bereit. Für Geschwister und Lehrkräfte gibt es unterschiedliche Schulungsangebote mit und ohne Studienprogramm, die in Würzburg erfragt werden können. Anmeldungen sind für alle Geschwister und Lehrkräfte offen. Weitere Informationen zum Schulungsangebot ME/CFS: https://www.ukw.de/spz/mecfs

Betroffene Chronisches Fatigue Syndrom Corona Eltern Geschwister Kraftreserven einteilen Lehrkräfte Long Covid ME/CFS Online-Schulungen Schulungen Sozialpädiatrisches Zentrum Studie Universitätsklinikum Würburg

Das könnte Dich auch interessieren

28.04.2025 485.000 Euro für Betroffene der Messerattacke im Park Schöntal – Aschaffenburgs Oberbürgermeister Jürgen Herzing dankt Spenderinnen und Spendern Die Messerattacke am 22. Januar im Park Schöntal hat viele Menschen in Aschaffenburg, aber auch darüber hinaus, fassungslos gemacht. In den vergangenen Wochen sind rund 485.000 Euro an Spenden für die Opfer auf die Spendenkonten der Stadtverwaltung und der spendensammelnden Organisationen OneDay, Humorbrigade Hofgarten und Raiffeisen-Volksbank Aschaffenburg, Grenzenlos, Gutherzig e.V. und Weißer Ring eingegangen. Alltagssorgen lindern In 22.04.2025 Sexueller Missbrauch im Bistum Würzburg - Wildwasser Würzburg e.V. fordert konsequente Aufarbeitung und echten Wandel Wildwasser Würzburg e.V. begrüßt das Gutachten zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Bistum Würzburg, kritisiert jedoch die bisherigen Reaktionen der Kirchenverantwortlichen als unzureichend. Die Organisation fordert neben Prävention echte strukturelle Veränderungen, Wiedergutmachung für Betroffene und Transparenz über Machtmissbrauch und Vertuschung. Die Erklärung des Bistums zum Gutachten enttäuscht viele – insbesondere Betroffene selbst. Deutliche Worte von Wildwasser 08.04.2025 Auswirkungen auf die Bestellung der neuen Würzburger Straßenbahnen? - HeiterBlick stellt Insolvenzantrag in Eigenverwaltung Die HeiterBlick GmbH mit Sitz in Leipzig hat mitgeteilt, dass das Amtsgericht Leipzig auf Antrag der Geschäftsführung ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung angeordnet hat. Im Dezember 2019 hatte die Würzburger Straßenbahn GmbH (kurz WSB) 18 neue Straßenbahnen der Baureihe GT-F bei HeiterBlick in Auftrag gegeben. Ob und welche Auswirkungen der Insolvenzantrag auf die weitere Produktion und 09.09.2024 Sicher zur Schule – Hinweise und Tipps zum Schulbeginn Ein sicherer Schulweg für Kinder bedeutet vor allem eines: Umsicht und Rücksicht der erwachsenen Verkehrsteilnehmer. 12.500 Schulanfänger in Unterfranken Allein in Unterfranken werden morgen rund 12.500 Kinder eingeschult. Bei vielen Eltern und Kindern ist die Aufregung groß. Der Regierungspräsident von Unterfranken und Schirmherr der Verkehrswacht Würzburg, Dr. Eugen Ehmann, weist zum Schulanfang auf die Gefahren