Zu Beginn unseres Lebens ist unser Immunsystem besonders formbar. Und das ist wichtig, damit das Immunsystem ein Gleichgewicht zwischen Abwehr und Toleranz entwickeln kann. Es gibt viele verschiedene Faktoren, die im frühen Kindesalter zu Gesundheit oder Krankheit beitragen können. Dazu gehören zum Beispiel Einflüsse wie Gene, Darmflora des Kindes, Ernährung oder Infektionen. Aber auch äußere Faktoren, wie Lebensbedingungen und soziale Kontakte spielen eine Rolle.
Welche dieser inneren und äußeren Einflüsse sich auf die Reifung des kindlichen Immunsystems gegen Viruserkrankungen der Atemwege auswirkt, das erforscht derzeit das Uniklinikum Würzburg (UKW).
Prof. Dr. Dorothee Viemann und ihr Team am UKW arbeiten an der neuen Studie MIAI (englische Abkürzung für Reifung der Immunität gegen Influenza). Eltern aus Würzburg und Umgebung sind eingeladen, mit ihren Neugeborenen an der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Studie teilzunehmen.
Direkt nach der Entbindung in der Frauenklinik des UKW sowie nach einem, sechs und zwölf Monaten werden in der benachbarten Kinderklinik Daten zum Gesundheitszustand des Babys erhoben. Hinzu kommen körperliche Untersuchung und die Entnahme von Bioproben. Mit ihrer Teilnahme tragen Eltern und Kinder zu einem besseren Verständnis bei, wie Babys lernen, sich gegen Viren zu verteidigen, die Atemwegserkrankungen auslösen.
„Wir werden entweder vor oder kurz nach der Geburt auf die Eltern zukommen und über die Studie aufklären“, erklärt die Studienbetreuerin Christiane Kretzer. Voraussetzung für die Teilnahme ist neben dem Wohnort in der Stadt oder im Kreis Würzburg die Entbindung an der Frauenklinik am UKW. Auf der Wöchnerinnenstation werden direkt nach der Geburt die ersten Daten erhoben, sofern die Eltern an der Studie teilnehmen möchten.
In den ersten Tagen werden zwei Blutproben gewonnen, einmal aus der Nabelschnur und dann im Rahmen der U2-Vorsorgeuntersuchung, wenn dem Kind ohnehin für das Stoffwechselscreening Blut entnommen wird. Darüber hinaus werden Stuhlproben vom Kind gesichert und, sofern gestillt wird, etwas Muttermilch. Neben einer körperlichen Untersuchung des Babys werden Abstriche in der Nase, im Rachen und auf der Haut durchgeführt.
Die körperliche Untersuchung sowie Rachen- und Hautabstriche erfolgen nochmals im ersten und sechsen Lebensmonat. Zu diesen Terminen werden die Eltern mit dem Kind in die Studienambulanz der Kinderklinik eingeladen. Wenn möglich wird dann nochmals eine Stuhl- und Muttermilchprobe gewonnen. Zum ersten Geburtstag findet schließlich die große Abschlussuntersuchung statt, zu der neben den Abstrichen und Stuhlprobe nochmals Blut entnommen und die Gesundheitsentwicklung und Ernährung des Kindes anhand eines Fragebogens analysiert wird.
Die MIAI-Studie wird von der Universitätskinderklinik in Kooperation mit der Universitätsfrauenklinik durchgeführt. Bei der Weiterverarbeitung und Analyse der Bioproben wird das MIAI-Studienteam aus Würzburg von Kooperationspartnern der Universitäten Bonn und Münster sowie dem Max-Delbrück-Zentrum in Berlin unterstützt.