Verunglückt jemand in unwegsamen Gelände, stellt die Ortung der Person oftmals ein großes Problem dar. Gerade dann, wenn es um wertvolle Minuten geht. „Unter anderem bei verunglückten Wanderern oder Radfahrern im Spessartwald ist eine genaue Ortsangabe für Anrufer am Notruf oft sehr schwierig“, so Alexander Herzing, Leiter der Integrierten Leitstelle Bayerischer Untermain (ILS). Bei modernen Smartphones kann die ILS über ein sogenanntes AML-System den Standort des Anrufers auf wenige Meter genau orten und somit Hilfe schicken.
Ein entsprechender Vorfall ereignete sich vor wenigen Tagen bei Heimbuchenthal: Als der Notruf in der Leitstelle einging, hörte der Disponent lediglich eine auffällige Atmung des Anrufers, ein Sprechkontakt war jedoch nicht möglich. Da von einem ernsten Notfall auszugehen war, fiel die Entscheidung das Handy des Anrufers zu orten und die Rettungskette in Gang zu setzen. Über das AML-System (Advanced Mobile Location – auf Deutsch: fortschrittliche mobile Ortung) konnte der Anrufer auf den Meter genau geortet werden. Rettungswagen, Feuerwehr und Polizei machten sich umgehend auf den Weg zur Einsatzstelle. Den anrückenden Einsatzkräften wurde die Position über das what3words-System übermittelt, welches es ermöglicht eine genaue Ortsangabe mittels einer eindeutigen Kombination von drei Wörtern zu jedem 3×3-Meter großen Quadrat auf der Welt anzugeben. Der unterkühlte Verletzte konnte so in kürzester Zeit im Wald aufgefunden und dann in eine Klinik gebracht werden.
Die Ermittlung des Standortes sei bei der Bearbeitung von Notrufen eines der größten Probleme, so Leitstellenleiter Herzing. Besonders bei Notrufen über Mobilfunk sei es dem Disponenten nur über eine genaue Abfrage möglich in Erfahrung zu bringen, wohin die Rettungskräfte müssen. In Extremsituationen könne der Notrufende meist sehr schwer erklären, wo er sich befindet. Advanced Mobile Location (AML) ist ein Dienst in modernen Smartphones, der bei der Wahl des Notrufes die aktuelle Position übermittelt. Das Mobiltelefon erkennt dabei, wann es sich um einen Notruf handelt, aktiviert die interne Ortungsfunktion per GPS und sendet die Positionsdaten automatisch zur Notrufzentrale. AML ist bei den meisten Smartphones direkt in das Betriebssystem integriert und wird erst bei der Wahl der Notrufnummer aktiviert. Die Installation einer App ist nicht notwendig. Wie gut die Übermittlung der Position funktioniert, hänge von den äußeren Umständen ab, erklärt der Leitstellenleiter. Ist der GPS-Empfang gut, seien Genauigkeiten mit einem Unsicherheitsradius im einstelligen Bereich möglich. AML sei schneller, einfach und vor allem genauer als die bisherig genutzten Techniken zur Ortung von Notrufen. Voraussetzung für die Nutzung ist allerdings eine Mobilfunkverbindung.