Am Donnerstagmorgen gibt es entgegen vieler Befürchtungen erstmal ein Aufatmen während der angespannten Lage in Hinblick auf einen Energiemangel. Nach dem Abschluss der routinemäßigen Wartungsarbeiten fließt seit 6 Uhr morgens wieder Gas durch die Pipeline Nord Stream 1. Bis allerdings wieder die volle Transportleistung erreicht sei, werde es einige Zeit dauern, so ein Sprecher der Nord Stream 1 AG.
Laut der Aktiengesellschaft fließt in etwa so viel Gas, wie vor der Wartung angekündigt, also rund 67 Millionen Kubikmeter pro Tag. Das entspreche einer Auslastung von etwa 40 Prozent der Maximalkapazität. Der Chef der Bundesnetzagentur Klaus Müller hingegen twitterte, dass für Nord Stream 1 rund 30 Prozent der Auslastung gemeldet wurden. Diese Vormeldungen sind für zwei Stunden verbindlich, Veränderungen bei den Buchungen seien innerhalb eines Tages sehr ungewöhnlich. Die Bundesregierung beobachtet nun die tatsächlichen Gasflüsse und verweist auf vertragliche Verpflichtungen des russischen Staatskonzerns Gazprom.
Die Liefermenge in den kommenden Monaten dürfte große Auswirkungen etwa auf die unterfränkische Wirtschaft, aber auch auf private Haushalte haben, da sie sich wahrscheinlich auf Gaspreise niederschlägt. Im Katastrophenfall würde zunächst die Energieversorgung in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, der Polizei, der Feuerwehr und des Rettungsdienstes sichergestellt werden. Dass Privathaushalte nicht mehr mit Energie versorgt werden, wird wohl nur im äußersten Notfall eintreten. Aktuell werden in Unterfranken bereits Strategien ausprobiert, um möglichst viel Energie und Gas einzusparen. Sei es das Runterfahren der Wassertemperatur in Bädern oder das Abstellen der Klimaanlagen – Dinge, über die man sich bislang noch nie Gedanken gemacht hat.
Nord Stream 1 ist die wichtigste Pipeline für russisches Gas nach Europa. Während der vergangenen anderthalb Wochen war wegen einer jährlichen Routinewartung kein Gas geliefert worden. Die Bundesregierung hatte befürchtet, Putin könnte den Gashahn auch danach geschlossen lassen. Viele Menschen fragten sich: Müssen wir im Winter frieren?