Dem Fachkräftemangel im Bereich der Kinderbetreuung entgegenwirken, Quereinsteigern die Türen öffnen – so das Konzept eines neuen Pilotprojektes in Würzburg. Doch manch einer reagiert darauf skeptisch.
Zu wenige Erzieher für zu viele Kinder – das ist die Bilanz der letzten Jahre in der Stadt Würzburg. Während die Anzahl der zu betreuenden Kinder im letzten Jahr um die 64 Prozent gestiegen ist, hat sich die Zahl des Kindergartenpersonals nur um knapp 30 Prozent – innerhalb der letzten zehn Jahre. Hinzu kommt außerdem, dass ein spürbarer Rückgang an sehr erfahrenen Fachkräften zu verzeichnen ist, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt.
Die Situation spitzt sich immer weiter zu: Für die Stadt Würzburg wird bis zum Jahr 2025 ein Mangel von etwa 400 pädagogischen Fach- und Ergänzungskräfte erwartet.
Die Stadt möchte diesem Problem entgegentreten: Als eine von nur drei Kommunen in ganz Bayern wird Würzburg die Ausbildung „Fachkraft mit besonderer Qualifikation in Kindertageseinrichtungen (FQK)“ anbieten. Hiermit können Quereinsteiger in der Kinderbetreuung Fuß fassen.
Der berufsbegleitende Kurs ist zertifiziert durch das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales und das Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft bbw gGmbH. Für die Teilnahme müssen jedoch ein paar Kriterien erfüllt werden – die vorherige Berufsausbildung spielt beispielsweise eine Rolle.
15 Monate dauert die Weiterbildung. Nach anschließenden fünf Jahren Tätigkeit ist der Einsatz als „Pädagogische Fachkraft in Kindertageseinrichtungen“ dann möglich.
Doch für dieses Konzept erntet die Stadt Würzburg nicht nur positives Feedback. Die Qualität der Kinderbetreuung könnte darunter leiden, der Job werde dadurch nicht finanziell attraktiver, diese Ausbildung lohne sich für die Einrichtung nicht – so die Sorgen.
Darauf reagiert die Stadt: „Uns ist natürlich bewusst, dass wir vor Ort mit diesem Qualifizierungsprojekt nicht den Fachkräftemangel in unseren Kitas per se beheben können“, antwortet Gunther Kunze, Leiter des Fachbereichs Jugend und Familie der Stadt Würzburg, auf die von der GEW Nordbayern geäußerten Bedenken. In Anbetracht des sich verschärfenden Fachkräftemangels sei es aber auch keine Lösung einfach nichts zu tun.
Die Ausbildung zur FQK sei nur ein Baustein, um ganzheitlicher frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung gerecht zu werden – bei mehr Kindern und weniger Personal. Oberstes Ziel sei es, Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass die Qualität der Kinderbetreuung weiterhin erhalten bleibe. Dazu gehöre darüber hinaus, über den Personalnotstand, die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern, ihre Arbeitsbedingungen und über die Finanzierung von Kitas zu sprechen. Aus diesem Grund finden seit dieser Woche Würzburger Expertenrunden statt, an denen in Unterarbeitskreisen Dachverbände und städtische Fachbereiche beteiligt sind.